Predigt zu EG 98: "Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt," ..............................24.03.13

Liebe Gemeinde,

ich habe Ihnen heute zu diesem Palmsonntag eine Liedpredigt mitgebracht. Eine Liedpredigt über eines der neueren Kirchenlieder. Palmsonntag, die Menschen legen grüne Palmzweige auf den Weg vor Jesus aus. Zum Einen, um ihn zu ehren, zum Anderen aber vielleicht auch grüne Zweige, als Zeichen der Hoffnung.

 

Um diese Zweige, diese Halme der Hoffnung geht es auch in unserm Lied.

 

Es ist das Lied 98.

Wir hören zunächst nur mal die Melodie (3x hören)

Wie hört sich diese Melodie an? Tröstlich?

Ich lese mal die erste Strophe.

 

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,

Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt -

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün

 

Wir singen diese erste Strophe.

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Was ist das für ein Bild?

Eigentlich wird hier nur ein Pflanzvorgang beschrieben. Aber in der Bibel wird dieses in die Erde Versinken oft gleichgesetzt mit sterben. In den Psalmen heißt es oft:

 

Lass mich doch nicht in die Grube fahren.

 

Das meint soviel wie, lass mich doch nicht sterben. In die Erde gelegt werden die Toten. In dem Wort beerdigen steckt ja auch das Wort Erde. Beim pflanzen wird ein Samenkorn also gesät oder in die Erde gelegt.

Auch Jesus wird am Karfreitag Abend, als er gestorben ist, in so ein Erdhöhlengrab gelegt. Halten wir uns das Bild von diesem Erdhöhlengrab vor Augen, wird uns die Parallele noch einmal bewusster.

 

Damit ist eigentlich alles vorbei. Das Leben Jesu ist zu Ende, wie jedes Leben mit dem Tod zu Ende ist So könnte auch unser Lied hier enden.

Aber es geht weiter.

 

Halm der aus dem Acker in den Morgen dringt.

 

Der Acker. Hier Ist auch der Acker von Kain und Abel mit zu bedenken. Der Acker des Brudermordes, von dem die Stimme des Blutes zu Gott empor- schreit Bis heute schreit die Stimme des Blutes, der Gewalt, der Sünde zu Gott von unseren Ackerböden empor.

 

Aus diesem Acker, wo soviel Böses passiert, aus dieser Erde, dem Ort, wo die Toten sind, da heraus keimt etwas, entsteht etwas ganz Neues.

 

Am Morgen. Der Morgen ist auch für uns die Zeit des Neubeginns. Ein neuer Tag beginnt, die Sonne geht wieder ganz neu auf. Eigentlich wie am ersten Schöpfungstag. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht, aber eigentlich ist es wunderbar und staunenswert, dass das passiert. Auch wir, wenn wir gut geschlafen haben, fühlen uns ganz neu.

 

Auch am Ostermorgen beginnt etwas ganz Neues.

 

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün

 

Wir singen das mal.

 

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Am Ostermorgen feiern wir genau dies, die Liebe Gottes ist auferstanden, sie lebt auf, obwohl sie begraben war, sie lebt auf in einer Welt, wo sonst der Tod und die Gewalt regiert. Der Halm, der aus dem Acker sprießt soll uns ein Zeichen dafür sein.

Ist unser Lied also ein Osterlied und gar kein Passionslied? Ich denke, auch in der Passionszeit gehen wir immer auch auf Ostern zu. Ja, wir bedenken das Leiden und Sterben Jesu Christi nur, weil wir um seine Auferstehung wissen, so ist die ganze Passionszeit und eigentlich unser ganzer Glaube durchdrungen von dieser Auferstehungshoffnung. Ohne sie wäre unser Glaube hinfällig.

Auch unser Lied ist zwar durchdrungen mit dieser österlichen Hoffnung. Doch trotzdem beschreibt und deutet es auf sehr eindrucksvolle Weise den Weg nach Ostern, besonders die nächsten beiden Strophen.

 

Ich lese mal die zweite Strophe

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,

wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.

Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Wir singen sie.

 

Die Bibel unterscheidet oft zwischen den Gläubigen und der Welt, da schreibt zum Beispiel der Evangelist Johannes:

 

Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht;

aber die Welt erkannte ihn nicht.

Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Wie viele ihn aber aufnahmen,

denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden,

denen, die an seinen Namen glauben,

 

Die Mächtigen der Welt schlugen ihn ans Kreuz und verschlossen, als sie ihn dann beerdigt hatten sein Grab mit einem dicken Stein, so dass er auf keinen Fall fliehen konnte. So beschreibt es die zweite Strophe unseres Liedes. Aber ist diese Strophe damit zu Ende?

Wir singen sie nocheinmal.

 

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Grün, die Farbe der Hoffnung. Die Hoffnung sieht manchmal mehr als das Auge, als der Verstand. Der Verstand sagt: Jesus ist tot, wie sollte er noch fliehn, aber die Hoffnung sagt, warte noch ein Weilchen. Ist uns nicht viel mehr verheißen, von diesem Jesus, diesem Retter?

 

Ich lese die dritte Strophe

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,

unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn -

hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Wir singen

 

Wie ist es mit unserer Hoffnung, unserem Glauben? Ist er nicht auch oft begraben oder gefangen? Vieles steht uns da im Weg, versperrt uns den Blick zu Gott. Unser Lied spricht hier von Gestrüpp und Dorn.

 

Aber unser Lied setzt diesen Zweifeln, die wir oft haben, etwas entgegen

Wir singen die beiden letzten Zeilen dieser dritten Strophe nochmal

 

hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

Es ist hier in keinem Wort von Ostern die Rede. Trotzdem ist hier eindeutig Ostern gemeint.

Warum?

Der dritte Tag erschien. Hin ging die Nacht. Die Nacht ist auch immer ein Bild für den Tod. Der Tod ist vergangen, der dritte Tag, der Ostermorgen erscheint, der Auferstehungsmorgen, womit der Tod endgültig vergangen ist.

 

Und die Liebe, die Liebe Gottes hat den Tod überwunden und wächst. Ja sie wächst oder soll wachsen, auch in unserer Welt, auch hier in unserer Emmaus-Gemeinde.

 


Predigt zum Sommergesang von Paul Gerhardt: "Geh aus mein Herz" EG 503 ...............................................................28.05.12

Liebe Gemeinde,

 

Es ist nicht nur Pfingsten, es ist auch Sommerzeit. Wenn wir aufmerksam in der Natur unterwegs sind, werden wir das mit allen Sinnen erfassen können. Die Sonne, die schönen langen Abende, die warme Luft, der Duft von blühenden Blumen oder frischem Gras. Es ist einfach schön. Weil das so ist, habe ich als Predigttext für heute Paul Gerhardts Sommergesang ausgewählt. Ein wunderbares Lied, das gerade diese Empfindungen widerspiegelt. Es ist die Nummer 503 im Gesangbuch

 

Paul Gerhardt gilt nach Luther als bedeutendster Dichter von Kirchenliedern. Wir haben einen ganzen Schatz an Paul-Gerhardt-Liedern in unserem Gesangbuch.

 

Paul Gerhardt lebte von 1607-1676 also zur Zeit des dreißigjährigen Krieges mit all seinem Elend, das dieser Krieg zur Folge hatte. Da fragen wir uns schon, wie er da dazu im Stande war, so einen wunderbaren, fröhlichen Gesang zu dichten. Doch schauen wir uns dieses Lied genauer an, werden wir merken, es hat doch auch sehr viel Tiefgang und damit durchaus die Kraft, auch in schweren Zeiten zu trösten.

 

Paul Gerhardt lädt uns ein, einmal mit einzustimmen in die große Freude über Gottes Schöpfung.

 

Wir singen die erste Strophe.

 

In der ersten Strophe werden wir aufgefordert: „Geh aus, mein Herz...“ komm heraus aus deiner Wohnung, aus deinem Haus. ...“und siehe, wie sie mir und dir...“ Mach die Augen auf und erhebe deinen Blick, damit du all das Schöne siehst, was dir da blüht. Wenn möglich, nimm jemanden mit auf diesen Spaziergang, damit ihr euch gemeinsam an Gottes Schöpfung freuen könnt.

 

Die Strophen 1-7 beschreiben in allen Einzelheiten die Schönheit und die Vollkommenheit dieser Schöpfung.

Sie tun dies in lauter klingenden Bildern. Da werden Bäume und Blumen ausgemalt. Blumen, die viel feiner gestaltet sind, als König Salomon in all seiner Pracht. Die Freude der Vögel wird beschrieben. Wir hören quasi ihr munteres Gezwitscher. Selbst die Tiere des Waldes kommen mit Leichtigkeit und Freude daher gesprungen. Flüsse plätschern vor sich hin und schlängeln sich durch Wiesen mit Schafen und Hirten und an Feldern vorbei, wo schon das Korn hoch steht und obendrüber summen und brummen die Bienen. Ein durch und durch idyllisches Bild, das geradezu getränkt ist von Schöpfung.

 

Wir singen Strophe 2-7

 

Doch in den vielen klingenden Bildern dieser ersten sieben Strophen steckt nicht allein das Schöpfungslob, sondern wir finden immer auch Verse, die auf den Schöpfer selbst hinweisen oder auf konkrete Bibelstellen. Z.B. lässt der Weinstock in Strophe 6 an das Wort aus Joh. 15,5 erinnern, wo es heißt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

 

In Strophe 8 findet dieser Lobpreis nun seinen Höhepunkt: „Ich selber kann und mag nicht ruhn...“ Wenn sich alles um mich herum Freut, so überträgt sich das automatisch auf mich und wenn ich in der ersten Strophe aufgebrochen bin aus meine Isolation, so finde ich nun wieder zu mir zurück und kann einstimmen in das wunderbare Lob der gesamten Schöpfung.

 

Wir singen mal die 8. Strophe.

 

Aber auch bei dem Lob allein bleibt das Lied nicht stehen, dafür war die Zeit Paul Gerhardts wie gesagt viel zu ernst. Die Strophen 9-11 ziehen den Vergleich zwischen dem Garten hier auf Erden und dem himmlischen. Wenn alles hier schon so schön anzuschauen ist, wie viel schöner muss es wohl dort sein. Wie selbstverständlich zieht er diesen Vergleich. Es muss ihn wohl geben, diesen „anderen“ Garten, dürfen wir glauben, wenn wir das so singen. Auch hier, von diesem himmlischen Garten malt Paul Gerhardt wunderbar warme Bilder: Das güldene Schloss, der helle Schein und es wimmelt quasi von singenden Seraphim. Und die singen alles auswendig, hat eine Freundin mal behauptet. In dieser 10. Strophe hören wir quasi schon diesen himmlischen Gesang.

 

Wir singen die Strophen 9-11

 

Eine ordentliche Portion Sehnsucht nach dem ewigen Leben spiegeln diese Strophen wider.

 

Doch sie wird in den letzten vier Strophen wieder relativiert. Hier geht es um die Bitte um den Heiligen Geist. Damit landet das Lied quasi bei Pfingsten, denn heute, am Pfingstfest steht diese Bitte im Mittelpunkt. „Komm heilger Geist, kehr bei uns ein“ ist quasi die Kernaussage oder eigentlich müsste man sagen, die Kern-Bitte von Pfingsten. Doch ist es nicht der Kern unseres Glaubens überhaupt? Ist es nicht dieses „Komm“ oder das „Bleibe bei uns“ das unseren Glauben ausmacht und prägt? Wir haben einen Gott, der nicht immer und überall da ist. Wir haben einen Gott, der unverfügbar ist, der die Macht und die Freiheit hat, sich abzuwenden, sich zu verbergen. Er muss gebeten werden immer wieder und Tag für Tag neu, sonst bleibt er nicht, sonst geht er vorbei, weiter zu anderen.

 

Wenn wir mit Paul Gerhardt singen und beten „Mach in mir deinem Geiste Raum“ dann ist er da, dann bleibt er und hat die Kraft, unser Herz zu trösten und froh zu machen.

 

Wir singen die Strophen12-15

 

Lassen wir uns also einladen, unseren engen, durch Sorgen und Ängste geprägten Horizont zu erweitern, nach „Freud“ zu suchen, zu singen und im Vertrauen auf Gottes stärkenden und tröstenden Geist fröhlich zu leben.

 

Barbara: Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft,

der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu

Amen

 


Predigt zum Lied: EG 69 Der Morgenstern ist aufgedrungen......................................02.01.11

Liebe Gemeinde,

Ein Lied soll heute Morgen zu uns sprechen. Ein Lied von Dunkel und Licht, ein Lied von einem Stern.

Der Evangelist Lukas berichtet, dass zur Geburt Jesu ein neuer Stern am Himmel erschienen ist. Lassen auch wir uns von diesem Stern leiten, zu Krippe und Kreuz, zu Jesus Christus.

Als heller Morgenstern wird Christus auch oft bezeichnet. In der Offenbarung des Johannes nennt er sich sogar selbst so, wir lesen

Offb 22,16

Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen

für die Gemeinden.

Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids,

der helle Morgenstern.

 

Wir schlagen auf, das Lied 69 und singen die erste Strophe.

 

Eigentlich ist die Melodie ja bekannt, doch schauen wir sie uns trotzdem mal etwas genauer an. Auch sie malt ein wunderschönes Bild. Insgesamt betrachtet umfasst diese Melodie eine ganze Oktave, das ist schon ein großer Tonraum

Zunächst malt sie zwei Bögen im oberen Bereich der Oktave mit vielen Terzsprüngen. Das macht das Ganze sehr lebendig. Wir hören mal diesen ersten Teil bis Stunde.

Wenn ich diesen ersten Teil mit dem Text der ersten Strophe singe, dann stelle ich mir immer vor, wie dieser Morgenstern am Himmel so aufzieht. Obwohl das wissenschaftlich betrachtet nicht sein kann, weil Sterne ja eigentlich nicht wandern wie Sonne und Mond.

Der zweite Teil der Strophe schwingt sich in die Tiefe. Hier gibt es zwei Bögen, Die geben dem Ganzen so etwas wie ein Fundament. Wir hören auch diesen zweiten Teil.

Malt sie das Bild einer Hügellandschaft?

Vielleicht. Wenn man die Noten miteinander verbinden würde, ergäbe das etwa ein solches Bild.

Ist es eigentlich nicht paradox, dass die Engel im unterem Teil der Oktave singen?

Zu Weihnachten singen die Engel auf Erden, weil Gott auf die Erde, in die Tiefe gekommen ist.

Aber es geht hier nicht in erster Linie um Engel, sondern um den Morgenstern. Wann sehen wir eigentlich den Morgenstern am besten?

Wenn es noch ganz dunkel ist. Wenn wir den neuen Morgen gerade so erahnen können.

Vielleicht ist unser Leben hier auf Erden genau dies, ein Erahnen des Gottes- Reiches oder des Morgens der Ewigkeit, der aber eben noch nicht angebrochen ist.

Ich meine damit, dadurch, dass Christus als heller Morgenstern in diese Welt gekommen ist können wir erahnen, wie Gottes Bild von dem neuen Himmel und der neuen Erde aussehen könnte, aber noch leben wir hier auf Erden, wo es Berge und Täler gibt, Licht und Dunkelheiten, wo der Tod eben noch ist. Aber weil wir durch Christus wissen, dass es einst anders kommen wird, erahnen wir es, genauso, wie wir den neuen Morgen erahnen, wenn wir den Morgenstern sehen.

 

Wir singen die erste und zweite Strophe.

 

Was erscheint bei Ihnen für ein Bild, wenn wir die Melodie auf den Text der zweiten Strophe singen, besonders im ersten Teil?

Sind da nicht die Zinnen der Burg, auf dem der Wächter steht zu „sehen“ oder zu „hören“? Hintergrundgeschichte dieser Strophe ist natürlich das Gleichnis von den 5 törichten und den 5 klugen Jungfrauen die mit ihren Lampen auf die Ankunft des Bräutigams warten.

Aber noch ein anderes Wort des Propheten Jesaja schwingt in dieser Strophe mit.

Deine Wächter rufen mit lauter Stimme

und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen,

wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.

Eine wunderbare Verheißung wird hier besungen: Alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. Alle Augen, nicht nur die Augen der Frommen. Wir haben einen Gott, der am Ende alle zu sich ruft, in sein Licht stellt. In ein Licht, das alles was war richtet, und zurecht bringt, die Gott fernen und die Frommen, wie es in einem modernen Kirchenlied heißt. In der Schrift lesen wir hierzu:

Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat,

so wird er Lohn empfangen.

Wird aber jemandes Werk verbrennen,

so wird er Schaden leiden;

er selbst aber wird gerettet werden,

doch so wie durchs Feuer hindurch.

Eine ernste, aber doch tröstliche Botschaft, weil am Ende wirklich alle ins Licht schauen, ja im ewigen Licht leben dürfen: dass eben Gottes Gnade größer ist als unser Gerechtigkeitssinn.

Der da kommt und alle zurecht bringen will, der wird im Lied als Bräutigam bezeichnet. Und wann kommt dieser Bräutigam? Um Mitternacht, also auch genau wie der Morgenstern dann, wenn der neue Tag allenfalls zu erahnen ist. Unser Herr kommt ins Dunkel, In die Dunkelheiten dieser Welt und Zeit und damit eben auch in meine ganz persönlichen Ängste und Nöte.

Mitternacht ist aber auch der Zeitpunkt, wo etwas Altes zu Ende geht und etwas Neues beginnt. Erst vorgestern und gestern haben wir Silvester und Neujahr gefeiert. Hat nicht die Geburt Jesu eine Zeitenwende ausgelöst, die bis heute im Kalender verankert ist?

Eine noch größere Zeitenwende wird es geben, wenn der Herr nach Zion zurückkehren wird, wenn der Bräutigam kommt und die ewige Hochzeit, die immer währende Freudenzeit anbrechen wird. Darauf gilt es immer gefasst zu sein und deshalb fordert uns diese Strophe auf, aufzuwachen und mit wachem Geist und hoffnungsvoll dem entgegen zu leben, der da kommt.

 

Wir singen Strophe zwei und drei.

 

Sehr interessant ist die Sichtweise in dieser dritten Strophe. Da ist also Christus schon im Himmel bei Gott oder in Gott? Oder ist er Gott? Da hört eben unsere Vorstellungskraft auf. Der Verfasser des Johannesevangeliums beschäftigt sich auch mit dieser Frage. In der Einleitung seines Evangeliums schreibt er:

Im Anfang war das Wort,

und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dasselbe war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,

und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,

und wir sahen seine Herrlichkeit,

eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater,

voller Gnade und Wahrheit.

Das Wort also, das von Anfang an diese Welt geprägt, ja sogar geschaffen hat Dieses Wort also wird Mensch. Warum? Weil dieses Wort oder Christus im Himmel wohl bedachte, wie er uns reich und selig machte und wieder brächte ins Paradies. Ist das nicht wunderbar, die Gewissheit zu haben, dass da jemand ist, der uns reich machen möchte, sogar selig, der uns zu sich bringen möchte ins Paradies? Macht nicht allein schon diese Vorstellung reich? Oder oft ist es ja nicht mehr als eine Ahnung oder viel mehr der Schimmer einer Ahnung. Macht er nicht schon selig? Sind wir nicht innerlich viel reicher, als die, die diesen Hoffnungsschimmer nicht haben? An diese Frage schließt sich quasi die letzte Strophe an.

 

Wir singen sie mal.

 

Zunächst wird dieser Morgenstern für sein Kommen gepriesen. Dann heißt es Du leuchtest vielen nah und fern. Vielleicht ist dies auch ein wenig als Bitte zu verstehen, dass er vielen leuchten möge, dass viele diesen Hoffnungs-Schimmer von eben spüren mögen. Warum scheint dieser Morgenstern eigentlich vielen aber nicht einfach, global allen?

Nun, die Bibel sagt nie, dass Gott immer und überall da ist. Auch das Kinderlied „Gottes Liebe ist wie die Sonne“ ist biblisch gesehen einfach falsch. Die Psalmen klagen über einen fernen Gott und auch die Frevler, die Menschen, die Gott fern sein wollen kommen vor. So kennt die Bibel also sowohl die Gottesfernen, als auch die, denen der Morgenstern hell leuchtet.

Vor diesem Hintergrund wird die Bitte, mit der Unser Lied schließt verständlich: „So leucht auch uns Herr Christ, du Morgenstern.“ Eine Bitte die auch für uns, für dieses neue Jahr gilt.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft,

der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu

Amen

 

Wir singen das Lied ganz.

 


Predigt zum Lied: „Ich steh vor Dir mit leeren Händen Herr“.....................................05.04.10

Liebe Gemeinde,

in der heutigen Predigt soll es nicht, wie sonst üblich um einen Text gehen, sondern um ein Lied. Ein Lied will zu uns sprechen. Liedtexte, das wissen wir sind Poesie und Poesie ist verdichtete Sprache, das heißt, wo unsere Alltagssprache viele Worte für braucht, das sagt die Poesie womöglich in einem treffenden Satz. Hinzu kommt beim Lied, dass die Melodie ihr Übriges dazu tut, das Text und Melodie tief in unser Gemüt eindringen und darin wirken.

 

Nun wollen wir also das Lied 382 „Ich steh vor Dir mit leeren Händen Herr“ zu Wort kommen lassen. Wir hören zunächst nur auf die Melodie

 

Die Melodie gab es eher als den Text sie macht in der ersten Zeile eine kleine Beuge-Bewegung außerdem haben wir Zunächst sehr kleinen Tonraum. Vielleicht können wir diese erste Phrase mal eben hören.

in Zeile drei erweitert sich dieser Tonraum, er setzt gleich viel höher an, beginnt mit dem hohen c und landet auf dem tiefen d. Das ist schon fast eine Oktave, hier passiert richtig was, ja hier wird Gott angerufen. Wir hören auch mal diesen zweiten Teil.

Der dritte und letzte Teil schwingt sich nicht mehr so hoch empor, er bleibt in mittlerer Lage, kommt zur Ruhe und wirkt etwas nachdenklich. Hören wir auch das mal.

 

Es ist eine sehr runde Melodie Läufe und Verzögerungen wechseln sich ab. Wir singen mal die 1. Strophe

 

Da spricht einer mit Gott. Das ganze Lied ist ein Gebet. Ein Gebet voller Fragen. In der ersten Strophe bezieht der Beter Stellung vor seinem Gott. Er zeigt ihm seine leeren Hände, er weiß sich nackt und schutzlos, wie Adam.

 

Fremd wie Dein Name sind mir deine Wege

Der Gottesname / Fremd / Unausgesprochen

Eure Wege sind nicht meine Wege (Jes.55,8+9)

Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott

Weltreligionen

Wie stehen in einer Linie mit denen vor uns

Mein Los ist Tod

Weltliche Realität

Hoffnung auf biblische Verheißung

Komm du mir entgegen

Gott kommt dem Menschen entgegen, wenn er sich zu Gott aufmacht

 

Wie singen die erste Strophe

Zweite Strophe lesen

Strophe 2 Fragen / zählen

Strophe 2 Bekenntnis vor mir selbst

Zu Strophe 2

Zweifel / Unvermögen

Unsere moderne Welt

Bestandsaufnahme

Hand

In die Hände hast Du mich gezeichnet (Zion spricht...) Jes. 49,16

Gelobtes Land

Schafe und Böcke Mt.25,31-46

Erbarmen

Mit neuen Augen sehen

Paulusbrief 1. Kor. 13,12

Jetzt sehen wir in einem Spiegel ein dunkles Bild aber dann werden wir sehen von Angesicht zu Angesicht

singen

3. Strophe lesen

Strophe 3 Aufforderung die Verheißung wahr werden zu lassen

lauter Bitten

Strophe 3

Das Wort

Am Anfang Joh. 1,1-18

Ewiges Wort

Wort der Verheißung

Wort das zum Frieden führt

Das Land

Das Land ohne Grenzen

Offenbarung 21,1-5

Ich hab heut Nacht so wunderbar geträumt

Zurück in die Gegenwart

Bitte um Brot des Vaterunsers

aber noch innigere Bitte

 

 

Du bist mein Atem, wenn ich zu Dir bete

Atem ist Voraussetzung zum Leben

Atem ist der Geist Gottes Joh. 20,19-23

 

3. Strophe singen und dann das ganz Lied


Predigt zum Halleluja.........................13.04.09

Liebe Gemeinde,

 

was taten die beiden Jünger aus Emmaus wohl, als sie zurückgingen nach Jerusalem? Es wird in unserer Geschichte viel von ihrem Hinweg berichtet. Da wird gesagt, dass sie über das sprachen, was da in Jerusalem vor sich gegangen war, dass dort ein dritter hinzukam, der ihnen die Schrift auslegte und dass dieser dritte, als sie am Abend zu Tisch saßen von ihnen erkannt wurde als der auferstandene Herr.

Aber was taten diese beiden Jünger, als sie zurückliefen nach Jerusalem?

 

Ich möchte behaupten, sie haben gesungen,

ja sie haben Halleluja gesungen.

 

Um dieses kurze, aber ganz besondere Wort „Halleluja“ soll es heute in der Predigt gehen.

 

Halleluja, ein Ruf, den auch wir Jahr für Jahr zu Ostern immer wieder neu anstimmen. Sieben Wochen war dieser Ruf in der Liturgie verstummt. Doch gestern früh in der Osternacht durften wir ihn mit Freude wieder singen. Vielleicht taten wir dies mit genau der selben österlichen Freude, mit der es die Emmaus-Jünger auf ihrem Weg zurück nach Jerusalem taten.

Lasst es uns jetzt doch einmal singen und zwar in der Weise, wie wir es tun, wenn wir das Evangelium gehört haben.

Halleluja Halleluja Halleluja

 

Halleluja? Sonntag für Sonntag singen wir das. Wir haben uns daran gewöhnt. Wir wissen, wann wir diesen Ruf zu singen haben, und er überrascht uns nicht weiter. Da ist es gut, wenn das Halleluja mal sieben Wochen schweigt und uns dann am Ostermorgen wieder neu grüßt.

Nur so lernen wir es zu schätzen, erkennen vielleicht, dass es etwas Staunenswertes, Wunderbares ist.

 

Halleluja!

Das ist kein Wort unserer Sprache. Wir haben wohl einmal gelernt, was es zu deutsch heißt: „Lobt Gott!“ Aber wir singen es nicht deutsch. Auf der ganzen Welt singen die Christen diesen Ruf nicht in ihrer eigenen Sprache. Alle singen dieses hebräische Wort. Und die Juden singen es natürlich auch.

 

Als beim ersten Pfingstfest in Jerusalem Menschen aus verschiedenen Ländern die Predigt des Petrus in ihrer eigenen Sprache hörten, ging es ihnen mit dem Halleluja offenbar anders. Das blieb hebräisch und ist es geblieben bis heute. Seit 2000 Jahren hat das Volk Israel dieses Wort allen anderen Völkern sozusagen als Dauerleihgabe gegeben. Wer Halleluja singt, stimmt ein in den Chor des Volkes Israel. Er lobt den Gott Israels, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.

 

„Halleluja“ so sang Miriam, die Prophetin; so sang David; so sangen die Männer im feurigen Ofen, so sangen vielleicht die Emmaus-Jünger und unzählige andere Menschen nach ihnen. Halleluja -ein Ton klingt auf in unserer Welt- seit Jahrtausenden. Und er wandert rund um den Erdball. Er wandert bis hierher in unsere Kirche. Er erfasst uns, und wir stimmen ein in den Halleluja-Kehrvers vom Lied 100 und singen ihn gleich 2X.

 

„Halleluja! Lobt Gott!“ Wie freundlich werden wir daran erinnert! Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr gesund und wohlbehütet in dieser eurer Kirche sitzt; lobt Ihn, die ihr genug zu essen habt; lobt Ihn, die ihr ein Dach über dem Kopf habt; lobt Ihn, die ihr Freunde und gute Nacbbarn habt; lobt Ihn, die ihr Blüten und Blumen und Wolken und Schmetterlinge seht; lobt Ihn, die ihr Amselruf hört und Sternenschimmer wahrnehmt! Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr atmet und lebendig seid! Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr das Wort des Evangeliums hört.

Wir singen den Kehrvers des Liedes 103 3x.

 

Lobt Gott?

„Du hast eben nur helle, schöne Beispiele gewählt,“

„Wie kann ich Halleluja singen in unserer Welt?“

In dieser Welt, in der es so viel Jammer und Gewalt gibt?

Kann ich denn Halleluja singen, während Menschen gefoltert werden?

Kann ich Halleluja singen,

während die Natur durch die Hand des Menschen stirbt und verdirbt?

Kann ich Halleluja singen, wenn ich unheilbar krank bin?

Nein, das Halleluja passt nicht in diese Welt. Nicht nur das Wort gehört in eine andere Sprache und ist uns im Grunde fremd. Die ganze Sache ist uns fremd. Wir sitzen hier wohlbehütet in unserer schönen Kirche und singen ein Wort, an das wir uns gewöhnt haben und das doch ganz und gar nicht zu uns passt.

 

Halleluja singen lernt man nicht, wenn man auf unsere Welt schaut - selbst wenn sie manchmal schön und wunderbar ist. Aber wir alle wissen, dass sie bedroht ist, zerrissen, von Blut getränkt. Im Grunde ist es absurd, in dieser unserer Welt Halleluja zu singen.

Aber ist es nicht auch absurd, damit zu rechnen, dass einer, der vor 2000 Jahren gestorben ist und begraben wurde, heute und hier zu uns redet?

 

Wir singen das Lied 99

 

Zu Anfang habe ich davon gesprochen, dass das Halleluja vom Volk Israel zu uns gekommen ist. Aber das ist noch nicht das Ganze.

 

Das Volk Israel singt Halleluja, weil es den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs lobt, der es befreit und erwählt hat.

 

Nun haben die anderen Völker diesen Ruf nicht unversehens so nach und nach einfach sich angeeignet und nachgesungen. Nein, es bedurfte einer neuen Erfahrung mit dem Gott Israels, die das Halleluja auch zu den andern wandern ließ. Diese Erfahrung hängt mit Ostern und Pfingsten zusammen. Ein österlicher Gesang und ein pfingstlicher Gesang ist das Halleluja. Ein Gesang des Lebens und der Hoffnung ist es, ein Gesang, der aus einer Welt kommt, in der der Tod seine Macht und sein Recht verloren hat, weil der Gott Israels an einem Menschen, an dem jungen Mann aus Nazareth, sich ein für allemal zu erkennen gegeben hat als ein Gott, der das Leben will und Leben schafft für alle Menschen und der diese Welt aus dem Tod reißt und verwandelt und auf Zukunft hin öffnet.

Von Ostern her ist das Halleluja auf uns gekommen. Und immer, wenn lebendige Menschen ihren Atem und ihre Stimme und hoffentlich auch ihr Denken und ihr Herz für diesen Gesang hergeben, dann wird Hoffnung laut in unserer Welt.

Augustinus hat einmal gesagt, das Halleluja sei uns als „Wegzehrung“ gegeben.

Wir sind unterwegs in dieser Welt, die uns die Hoffnung austreiben und den Mund verschließen will für immer.

Aber wir gehen in der Spur des Auferstandenen, und das Halleluja hilft uns, sie nicht zu verlieren.

 

Wer das Halleluja übt, in dem bleibt der Durst nach Leben für sich und für andere wach. Der geht seinen Weg; und er hat die Hände frei, und er hat Zeit.

Wer Halleluja singt, ist unterwegs von Ostern nach Pfingsten, dahin, wo der Geist neu wird und das Herz und die Kraft auch. Er wird nicht müde. Er hört, wie andere mit ihm singen, zwei oder drei oder mehr Menschen, die der Stimme des Auferstandenen vertrauen. Und er hört ehrfürchtig und staunend, wie sich ihre Stimmen im Halleluja mit der Stimme des alten Gottesvolkes verbinden, selbst heute noch, nach einer langen Geschichte von Blindheit und Schuld.

 

Man lernt das Halleluja nicht von heute auf morgen. Man kann es mitnehmen, gleich zum Tisch des Herrn, wo wir die nähe Gottes in Brot und Wein spüren.

Wir kön es mitnehmen von diesem Sonntag, der noch voller Osterfreude steckt in den Werktag. Wir können unseren Tag am Morgen damit beginnen und am Abend beschließen. Mit dem Halleluja können wir in die Nacht gehen und in den Tod, ja mehr noch durch den Tod hindurch zum Leben.

 

Nimm das Halleluja mit. Dein Leben ist darin verborgen. Keiner kann es dir nehmen. Denn das Halleluja wird nie aufhören.

Amen.