Predigt zu 1. Korinther 03 ...........................................................07.09.14

 

1. Kor 03, 9-15

 

3,9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid

Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

 

3,10 Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist,

habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister;

ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu,

wie er darauf baut.

 

3,11 Einen andern Grund kann niemand legen als

den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

 

3,12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold,

Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,

 

3,13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden.

Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn

mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher

Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

 

3,14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf

gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.

 

3,15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird

er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet

werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

Liebe Gemeinde,

 

wer glaubt, der strafende, richtende Gott des Alten Testamentes sei abgelöst durch das liebe Jesulein des neuen Testamentes, einen lieben Gott, der nichts tut, der irrt. Ja, der irrt sich gewaltig. Nein, in unserem Predigttext aus dem neuen Testament oder genauer aus dem 1. Brief des Paulus an die Gemeinde zu Korinth geht es auch oder immer noch um einen Gott, der Recht schafft und Recht spricht.

 

Es geht nach wie vor um den liebenden, großen Gott, der Bund und Treue hält ewiglich und nicht los lässt das Werk seiner Hände, um den ewigen Gott geht es hier. Es geht um einen Gott, der sein Volk liebt, der sich mit Hingabe und Leidenschaft einsetzt für seine Menschen, für sein Volk. Diese Liebe Gottes ist groß, sie will uns ganz umhüllen, sie leidet, wenn seine Menschen irre gehen. Gott leidet, wenn wir, wenn ich ihm mal wieder davon laufe, wenn ich meine, auf eigenen Füßen doch viel besser stehen und gehen zu können, als an der Hand Gottes.

 

Und meinen wir wirklich ohne Gott besser auszukommen, so müssen wir es uns gefallen lassen, dass dieser Gott uns Fragen stellt und zwar sehr grundsätzliche Fragen.

 

Ja, wir haben einen fragenden Gott, darin besteht unsere Freiheit. Unser Gott ist eben kein befehlender Herrscher, sondern eben ein Du, das es offen lässt, wie wir antworten, wie wir uns entscheiden. Nur im Gegenzug fordert dieses Du dann auch Rechenschaft und verantwortungsvolles Handeln von uns, seinen so eigenständigen Menschen.

Ja, wir haben einen fragenden Gott. Die ersten Sätze Gottes, die wir in der Bibel lesen oder hören sind Fragen: „Mensch, wo bist Du?“ und wenig später: „Mensch, was hast Du getan?“

 

Um diese beiden ersten, grundsätzlichen Fragen geht es bei Paulus immer noch und auch bei uns heute. Paulus macht diese Fragen in dem Bild vom Hausbau deutlich, einem Bild, das oft in der Bibel gebraucht wird, wenn es um grundsätzliche Lebensfragen geht. Wir erinnern uns zum Beispiel an den, der sein Haus auf Sand baute und an den anderen,, der einen felsigen Grund wählte. Ein Haus scheint wohl das zu sein, was uns absichert, unsere Existenzgrundlage also.

 

Aber es sieht auch so aus als sei unser ganzes Leben ein Haus. Jeder von uns baut sozusagen ein Leben lang an seinem ganz persönlichen Lebensgebäude. Als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener, ja selbst noch in der Lebensmitte schreitet der Bau schnell voran: Schule, Ausbildung, Berufswahl, Freunde finden oder vielleicht auch Familie, viele Veränderungen prägen den Bau. Auch Einflüsse von außen, wie etwa gute Beziehungen oder schmerzliche Verluste, wirken sich auf den Bau aus, genau so wie Krankheiten, Schicksalsschläge oder Jahre voll des Glücks und Gottes Gnade. Wird der Bau älter, vollkommener, so verlangsamen sich die Arbeiten, hier und da muss mal etwas renoviert und ausgebessert werden, dort wird auch mal ein Ersatzteil nötig, aber das Haus insgesamt steht.

 

Und doch, immer wieder diese beiden Fragen Gottes: „Mensch, wo bist Du?“ und „Mensch, was hast Du getan?“ Was hat wirklich Bestand in meinem Leben, was hat Bestand vor Gott. Oder noch anders formuliert: Wo stehst Du? Was macht Dein Leben aus? Was gibt Deinem Leben Halt, im Leben und im Sterben, an guten fröhlichen Tagen genauso wie in Krisenzeiten voller Anfechtung, Trauer, Zweifel und Schmerz?

Und die zweite Frage: Was tust Du? Woran erkennt man Deinen Glauben, Deine Lebenseinstellung, was hat in Deinem Leben wirklich Bestand?

Finden wir Antworten auf all diese Fragen? Sind es gute Versicherungen oder gut gefüllte Sparbücher die uns Halt geben oder unsere Gesundheit? Manch einer mag auch Halt finden an seiner Familie oder an lieben Freunden. Das ist alles nicht verkehrt oder schlecht.

 

Aber Paulus sagt: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Hier möchte ich ergänzen: der verwurzelt ist in dem Glauben der Väter. Der uns die Brücke schlägt zu dem Gott Israels, den wir nun auch Vater nennen dürfen.

 

Wohl dem, der das so bekennen kann: Der Glaube an Gott, meinen Vater durch Jesus Christus ist die Grundlage und das tragende Fundament meines Lebens. Wohl dem, der sagen kann, dieses Fundament hält und trägt mich auch in den schwersten Krisenzeiten meines Lebens. Es ist Gottes liebende Hand, die dieses Fundament ausmacht. In sie kann ich mich fallen lassen, an ihr mich bergen, wenn ich einfach nicht mehr kann. Sie fängt mich auf, lässt mich ruhn und richtet mich schließlich wieder auf um mit seiner Hilfe, mit der Hilfe Gottes, neu zu beginnen.

 

Wer das so erlebt und erfahren hat, der wird anders leben, sein Haus anders weiter errichten als jemand, der von dieser wunderbaren Tragfähigkeit seines Fundamentes noch nichts weiß und noch nie etwas erlebt hat.

 

Weiß ich um mein Fundament, so sind mir gute Freunde und der Halt in der Familie nicht selbstverständlich, es sind keine Bauelemente, die ich selbst errichtet habe, es sind tragende Teile meines Lebenshauses, die mir von Gott geschenkt sind.

 

Wer so lebt, der trägt eine tiefe Dankbarkeit in seinem Herzen, der weiß sich ganz und gar in Gott geborgen.

 

Zu schön, um wahr zu sein. Und was ist mit den Stürmen unseres Lebens, die an unserem Bau rütteln? Und was ist mit dem, was wir selbst auf dieses Fundament bauen, wenn wir lieber mit Stroh bauen als mit soliden Steinen? Um im Bild des Paulus zu bleiben. Was ist, wenn unsere Wünsche und Träume zerplatzen wie Seifenblasen und es uns scheint, als zöge uns jemand den Boden unter den Füßen weg, und wenn wir auf einmal da stehen und denken: das Ziel, was ich da verfolgt habe, war gar nicht in Gottes Sinne? Was ist dann?

 

Dann ist es gut, wenn ich jemanden zur Seite gestellt bekomme, der mich wieder auf den Boden der Glaubenstatsachen zurück bringt, der mich wieder und wieder auf dieses tragfähige Fundament hinweist und das solange, bis ich Gottes Liebe wieder spüre.

 

Und dann werde ich Paulus so verstehen, all das, was schief gelaufen ist in meinem Leben, wo ich meinem Gott und Vater davongelaufen bin, ihn verärgert, betrogen oder gekränkt habe, all das wird am Ende weggenommen und verbrannt werden. Dann ist es weg, dann hat es vor Gott keine Bedeutung mehr, es trennt mich dann nicht mehr von meinem Gott, ich kann dann gerichtet und zurecht gebracht vor meinem Gott stehen. Er rettet mich durch seine Gnade.

 

Und seine Gnade ist größer als mein Herz. Er rettet auch den Bruder, die Schwester neben mir und hat er oder sie noch so viel Schlechtes getan. Paulus schreibt: Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er zwar Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Das will uns nach unseren irdischen Gerechtigkeitssinn nicht passen, doch Gottes Gnade ist eben größer als unser Herz. Und dann ist es ein Trost für die Menschen, um die wir uns sorgen, vielleicht für Kinder, bei denen wir als Eltern es nicht geschafft haben den rechten Glauben zu wecken oder für den Ehepartner oder Verwandten, der gestorben ist, ohne den Weg zu Gott gefunden zu haben. Wir dürfen voller Gewissheit einstimmen in die letzte Strophe des Liedes 20:

 

Dann stehen Mensch und Mensch zusammen

vor eines Herren Angesicht,

und alle, alle schaun ins Licht,

und er kennt jedermann mit Namen.

 

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,

bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu.

Amen.

 


Predigt zu Apostelgeschichte 10 .............................................................21.04.14

Predigt zu Ostermontag Apg 10, 34a.36-43

 

10,34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach:

Nun erfahre ich in Wahrheit, daß Gott die Person

nicht ansieht;

 

10,35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet

und recht tut, der ist ihm angenehm.

 

10,36 Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt

und Frieden verkündigt durch Jesus Christus,

welcher ist Herr über alle.

 

10,37 Ihr wißt, was in ganz Judäa geschehen ist,

angefangen von Galiläa nach der Taufe, die

Johannes predigte,

 

10,38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt

hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen

und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die

in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war

mit ihm.

 

10,39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan

hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben

sie an das Holz gehängt und getötet.

 

10,40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und

hat ihn erscheinen lassen,

 

10,41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns,

den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir

mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er

auferstanden war von den Toten.

 

10,42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen

und zu bezeugen, daß er von Gott bestimmt ist

zum Richter der Lebenden und der Toten.

 

10,43 Von diesem bezeugen alle Propheten,

daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben,

Vergebung der Sünden empfangen sollen.

Liebe Gemeinde,

 

wie spüren Sie oder wie spüre ich Gottes Führung und sein Wirken in meinem Leben? Oft sind es ganz kleine, mosaikartige Zeichen, die Gott tut und die sich erst sehr viel später zu einem bunten Ganzen zusammenfügen. Manchmal können wir auch vordergründiges Leid, dass wir zunächst vielleicht sogar als Strafe Gottes ansehen und damit hadern, erst im Nachhinein als Gottes gute Fügung ansehen.

 

Dann wieder spüren wir eine Kraft in uns, die uns antreibt, etwas zu tun, wozu uns sonst der Mut gefehlt hätte. Ich möchte behaupten, und als Christin stehe ich hoffentlich damit nicht alleine da, diese Kraft, ist Gottes guter Geist, der mich treibt erhält und trägt. Der Geist, der uns seit Ostern in Jesus Christus begegnet.

 

Zwar haben wir einen freien Willen, das Eine zu tun und Anderes zu lassen, doch wenn ich aufmerksam werde für die Präsenz Gottes in meinem Leben, dann spüre ich immer mal wieder, oft ganz unscheinbar, Gottes Handeln an mir und in meinem Leben. Und wenn ich dies bewusst so wahrnehme, werde ich „begeistert“ im wahrsten Sinne des Wortes, ich werde erfüllt mit einer ganz tiefen, inneren Freude und diese Freude will weiter gesagt werden, an die Frau, den Mann, an alle, die es hören wollen.

 

Oder wie Petrus es in den beiden letzten Versen unseres Predigttextes formuliert: „Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist

zum Richter der Lebenden und der Toten. Von diesem bezeugen alle Propheten,

dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.“

 

Deshalb stehen wir heute Morgen hier und deshalb stand Petrus vor mehr als 2000 Jahren da, tat seinen Mund auf und sprach: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.“ Ja, seit Jesus gilt Gottes wunderbare Verheißung wieder allem Volk, wie zur Zeit Noahs oder Abrahams oder in den Brudergeschichten finden wir das auch noch.

 

Zu Isaak wird gesagt: „Bleibe als Fremdling in diesem Lande, und ich will mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinen Nachkommen will ich alle diese Länder geben und will meinen Eid wahr machen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe, und will deine Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel und will deinen Nachkommen alle diese Länder geben. Und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“

 

Da ist noch gar nicht von dem Volk Gottes die Rede. Nein, der Segen Gottes gilt hier allem Volk weltweit

 

Erst später wird das Volk, das Volk Israel herausgehoben. Können wir es einmal wagen, die Geschichte Israels als exemplarisches Beispiel des Handeln Gottes an allen Menschen zu sehen? Haben wir doch einmal den Mut, es so zu sehen. Israel als das Volk inmitten der Völker von Gottes geliebten Kindern. Es wirft ein ganz anderes, zugegeben ein etwas gewagtes Licht auf den Gesamtkanon der Heiligen Schrift. Aber gleichzeitig wäre die Geschichte Israels eingebettet in das Ganze. In die Verheißungen Abrahams und seinen Nachkommen und in das Wirken Jesu, bei dem sich der Blick ja ohnehin wieder weitet auf alle Völker.

 

So sieht es auch Petrus hier, wenn er sagt: „Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle.“

 

Dann beschreibt und interpretiert er das Leben und Wirken Jesu. Er beginnt bei Johannes dem Täufer und seinem Aufruf zur Buße und Umkehr sowie Jesu Ankündigung und Taufe durch ihn. Wir erinnern uns an jene Worte aus der Wolke: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ … (und an anderer Stelle) ... „den sollt ihr hören. Eine Ansage, die uneingeschränkt allen gilt, nicht nur dem Volk.

 

Dann beschreibt Petrus weiter, wie dieser Gesalbte Gottes umherzog, Gutes tat und jeden heilte, der noch in der Gewalt des Teufels war. Wir sehen unzählige Bilder in uns aufsteigen von Wunderheilungen gute Worte Jesu, die die Menschen gesund, getrost und unverzagt weiter leben lassen. Und wir ahnen Gottes große Liebe für uns, dass er eben nicht unser Leid will, sondern unser Heil.

 

Petrus sagt: „Wir sind Zeugen für alles.“- Damit sind wir auch Zeugen für sein Leiden und seinen Tod. Wir leben mit der Gewissheit: auch da ist Christus hindurch gegangen, auch in unserem Leiden und Tod sind wir nicht allein, Christus ist auch in diesen Abschnitten unseres Lebens ganz nah bei uns. Und er hat den Tod überwunden, „Gott hat ihn vom Tode auferweckt und er ist uns erschienen“, sagt Petrus weiter.

 

Nicht dem ganzen Volk, sondern uns, die wir mit ihm rechnen, die wir ihm Zutritt gewähren in unserem Leben, in unserem Alltag.

 

Eigentlich ist genau dies die frohe Botschaft von Ostern: Wir glauben nicht nur an die Auferstehung und ein ewiges Leben nach unserem irdischen Tod bei Gott. Das tun viele andere Religionen auch. Muslimische Selbstmordattentäter sprengen sich nur deshalb in die Luft, weil sie sich sicher sind, sofort in die Ewigkeit zu gelangen.

 

Nein, das besondere am christlichen Glauben ist: wir glauben an den Auferstandenen, der mit uns geht, Tag für Tag. Der uns führt und begleitet durch eben mancherlei kleine und größere Zeichen in unserem Alltag. Und der uns auch trägt und hält durch alles Leid hindurch.

 

Ja, einst auch durch den Tod hindurch zu sich in sein ewiges und herrliches Reich. Das ist die rechte Osterfreude, die uns erfüllt an diesem Ostermorgen und die uns einstimmen lässt in den uralten Oster-Jubel-Ruf, der sich verbreiten möge im gesamten Volk von Gottes geliebten Kindern „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“