Predigt zum 1. Thess. 4.....................17.10.10

1. Thess 4, 1-8

 

4,1 Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus,

da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen,

was ihr ja auch tut -, daß ihr darin immer vollkommener werdet.

 

4,2 Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.

 

4,3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr meidet die Unzucht

4,4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung,

4,5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.

 

4,6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel;

denn der Herr ist ein Richter über das alles,

 

wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.

4,7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.

 

4,8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen,

sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.

 

Liebe Gemeinde,

 

Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Bei diesem Kernsatz unseres Predigttextes möchte ich zunächst etwas verweilen. Gott ruft. Ja, Gott hat eine Stimme. Oder ist Gott Stimme? Wir brauchen ja immer irgendwelche Bilder, um uns Gott vorstellen zu können, vielleicht ist eines dieser Bilder, dass Gott Stimme ist. Eine Stimme, die erklingt und dann ganz präsent ist, ganz nah, und dann wieder verklingt, stumm ist, einfach weg, nicht auszumachen. Ich denke, wir kennen beides, dieses Gefühl, dass uns Gott ganz nahe ist und auch das andere, dass wir uns einsam, verlassen fühlen von Gott, von dieser Welt, ja, dass wir meinen, unsere Gebete gehen ins Leere. Da ist keiner, der uns zuhört, der bei uns ist.

Doch wenn wir Gott als Stimme denken, ist er da, wenn ich ihn anspreche, ist er in dem Moment präsent und mir ganz nah, wenn ich zu ihm bete. Ja, wenn ich Gott als Stimme denke, lebt er in der Beziehung, wird für mich lebendig durch mein Reden und Hören.

In unserem Predigttext ruft Gott, er beruft zur Heiligung. Gott ruft, immer wieder ruft er Menschen zu sich, in seinen Dienst, in seine Nachfolge. Abraham:

Und der HERR sprach zu Abram:

Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft

und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.

Und ich will dich zum großen Volk machen

und will dich segnen und dir einen großen Namen machen,

und du sollst ein Segen sein.

 

Mose:

Gott sprach: Ich bin der Gott deines Vaters,

der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. […]

Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen

und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört;

ich habe ihre Leiden erkannt.

Und ich bin herniedergefahren,

daß ich sie errette aus der Ägypter Hand

und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land,

in ein Land, darin Milch und Honig fließt.

 

Auch bei Jesu Taufe ruft diese Stimme vom Himmel:

Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

 

Gott ist Stimme, er ruft und beruft. In unserem Predigttext beruft Gott nicht zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Was ist das für ein Wort, Heiligkeit oder Heiligung? Es kommt in unserem Predigttext dreimal vor, also ein besonderes Wort. Sucht man es im Gesamtkontext der Heiligen Schrift, um seine Bedeutung herauszufinden, so begegnet es uns als erstes in der Schöpfungsgeschichte Hier heiligt Gott den siebten Tag. Er hebt ihn heraus aus allen anderen Tagen. Im hebräischen Urtext lesen wir, er heiligte ihn, weil er an diesem Tag die Vollendung seines Werkes feierte. In unserem Sprachgebrauch ist der Sonntag der Tag des Herrn. So können wir ableiten, was geheiligt ist, ist des Herrn, gehört zu Gott, ist sein besonderer Schatz.

 

Wenn Gott uns nun zu seiner Heiligung beruft, dann sind wir sein. Wir gehören zu ihm in Zeit und Ewigkeit.

 

Aber mehr noch, das Wort Heiligkeit oder Heiligung ist immer auch auf den Gebrauch, den Verwendungszweck bezogen. Der Sonntag hat den Sinn, dass wir Gott die Ehre geben und ruhen oder feiern, je nach Bibelübersetzung. Etwas heiligen heißt so gesehen, etwas zur Ehre Gottes zu gebrauchen. Wenn nun, wie es in unserem Predigttext heißt, Gott unsere Heiligung will, dann heißt das doch, Gott will uns einsetzen zur Ehre seines Namens.

 

Das hat Auswirkungen auf unser Leben. Wenn wir in dem Bewusstsein leben, dass wir von Gott geliebt und wertgeschätzt sind, ja, wenn wir im Herzen tragen, dass jede und jeder von uns etwas Besonderes, Kostbares vor Gott ist und wenn es uns überdies noch bewusst ist, das all unser Tun zur Ehre Gottes geschehen sollte, dann werden wir anders, sorgsamer mit den Menschen umgehen, die wir von diesem Gott zur Seite gestellt, anvertraut und geschenkt bekommen. Paulus nennt hier die Ehefrau oder den Bruder im Handel als Bespiele, aber ich denke, ein jeder hat da Menschen vor Augen, die ihm besonders nah stehen, die ihm geschenkt worden sind. Natürlich denken wir hier zuerst an unsere Familie, aber genau so gut sind es Freunde, Arbeitskollegen, Menschen aus dieser Gemeinde, die Gott ja auch heiligt. Ihnen allen soll ich aus dem Bewusstsein heraus begegnen, dass Gott sie und mich heiligt, hervorhebt, liebt und wertschätzt.

 

Dazu ermahnt uns Paulus hier. Er spricht von Geboten, die er dieser Gemeinde in Thessaloniki von Jesus Christus übermittelt hat. Gebote die letztendlich zurückgehen auf die Weisungen der Thora, die als Richtschnur galten für das harmonische Zusammenleben des Volkes Israel untereinander und mit ihrem Gott. Und sie gelten auch für uns heute, denn in der Bergpredigt lesen wir:

Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin,

das Gesetz oder die Propheten aufzulösen;

ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen,

wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe

noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.

Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst

und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

 

Das Gesetz und die Propheten sind also die Richtschnur an dem sich unser Zusammenleben orientieren soll, oder anders ausgedrückt, wir leben ausgehend von der Weisung und auf eine Verheißung zu. Ist das das Spannungsfeld in dem sich unser Leben bewegt, so sind wir wahrlich Geheiligte, denn dann sind wir ganz und gar von der Liebe Gottes umgeben. Ist uns das bewusst, so werden wir weder unseren Mitmenschen noch Gott verachten, der hinter alle dem steckt, was uns widerfährt und was wir tun.

 

Er möge uns mit seinem guten, heiligen Geist erfüllen, dass wir genau dafür ein sensibles Gespür bekommen, dass hinter all unserem Tun, der steht, der uns ruft, der eine Stimme hat oder Stimme ist und damit präsent ist. Vor ihm müssen wir unser Leben verantworten und zugleich dürfen wir unser Leben in seiner Liebe geborgen wissen. Ist das nicht ein wunderbar großartiges Geschenk in diesem Wissen leben zu dürfen?

 


Predigt zu Römer 3...........................11.07.10

Röm 06, 3-8.(9-11)

 

6,3 Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir

auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen

Tod getauft?

 

6,4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die

Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt

ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters,

auch wir in einem neuen Leben wandeln.

 

6,5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden

sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der

Auferstehung gleich sein.

 

6,6 Wir wissen ja, daß unser alter Mensch

mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde

vernichtet werde, so daß wir hinfort der Sünde

nicht dienen.

 

6,7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden

von der Sünde.

 

6,8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben

wir, daß wir auch mit ihm leben werden,

 

 

Liebe Gemeinde,

 

einen Text zur Tauferinnerung haben wir heute vorliegen.

 

Doch was ist die Taufe? Was bedeutet es überhaupt getauft zu sein?

 

Hinter dem uns aus vielen Gottesdiensten sehr bekannten Bild der Kindertaufe verbirgt sich eigentlich ein ganz anderes, wie ich finde viel kräftigeres Bild aus dem Alten Testament.

Der Durchzug durch das Rote Meer:

Das Volk, von Gott geführt, bricht auf aus Ägypten. Ägypten, bis heute das Land der Pyramiden, der Gräber, also das Land des Todes. Gott, der Herr des Lebens, lässt sein Volk nicht im Land des Todes. Er lässt uns, die wir getauft sind, nicht im Tod. Gott führt sein Volk hinaus aus der Knechtschaft durch das Wasser des Todes hindurch in die Freiheit zu einem neuen Leben im Land der Verheißung. Gott führt durch Feuer und Wasser hindurch. Erfahren wir das nicht auch in unserem Leben, wenn wir Schlimmes durchleben, dass Gott uns hindurchführt durch Feuer und Wasser? Wir haben es auch eben in unserer altestamentlichen Schriftlesung gehört, hier heißt es:

Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat,

Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht,

denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen;

du bist mein!

 

Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein,

daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen;

und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen,

und die Flamme soll dich nicht versengen.

 

Auch diese Verse bei Jesaja sprechen von nichts anderem als von der Taufe. Auch in der Taufe werden wir beim Namen gerufen, Gott kennt uns als Getaufte beim Namen und er führt uns durch das Wasser hindurch, das eben aus der Sicht der Geschichte des Auszugs das Todeswasser ist.

Gott führt uns also hindurch und das eben gerade nicht, weil wir besonders groß oder besonders gut wären, sondern weil er uns liebt. Wir hören noch einmal aus unserer alttestamentlichen Lesung:

weil du in meinen Augen so wert geachtet

und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe

 

Ist das nicht wunderbar? Da führt uns einer vom Tod zum Leben, nur weil er uns lieb hat. Ja mehr noch, weil dieser Gott uns liebt, hat er in Christus den Tod überwunden und wir werden leben, wenn wir diesem Herrn angehören. So sagt es unser Predigttext.

 

So sind wir ja mit ihm begraben durch die

Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt

ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters,

auch wir in einem neuen Leben wandeln.

 

Dass Christus den Tod überwunden hat heißt jedoch nicht, dass diese Welt keinen Tod mehr kennt. Wenn wir das behaupten würden, würden wir uns selbst etwas vormachen und wer damit konfrontiert ist, weiß, wie schwer es oft ist, den Tod in dieser Welt zu akzeptieren. Aber, - und das allein ist unsere große Hoffnung, die alle Nacht bezwingen kann,- wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so wandeln auch wir in einem neuen Leben. Unser Leben verändert sich durch die Hoffnung, dass Christus auferstanden ist. Denn wir dürfen mit Paulus den Schluss ziehen:

 

Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind

in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.

 

Das ist eine Hoffnung, eine Schlussfolgerung, die trägt. Ja sie trägt hindurch durch alle Schilfmeere und Todeswasser unserer Zeit.

Denn noch eins dürfen wir wissen, die generelle Trennung von Gott durch die Sünde hat Christus am Kreuz überwunden. Der alte Mensch, der alte Adam, den Gott aus dem Paradies vertreibt, der ist nicht mehr. Wir dürfen seit Christi Tod wieder im Hause des Herrn wohnen in Zeit und Ewigkeit.

Christus hat uns beim Vater eine Stätte bereitet, wo wir hin kommen können.

 

Das heißt es, getauft zu sein, verbunden mit Gott in Zeit und Ewigkeit. Als getaufte Christen leben wir anders. Wir haben eine Erwartung: wir erwarten die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben für die, die uns voran gegangen sind und dann auch für uns. Wir wissen sie bei Gott, denn sie und wir bleiben verbunden mit Gott über den Tod hinaus. Die Trennung durch das sündhafte Wesen des Menschen ist aufgehoben durch Jesu Tod am Kreuz. Noch etwas dürfen wir als getaufte Christen erwarten: Mit Christus verbunden zu sein heißt auch zu wissen, er geht mit. Da ist einer, dessen Name ist: Ich bin da.

Ich bin da, an jedem Tag Deines Lebens, an den ganz gewöhnlichen Tagen genauso, wie an Tagen, wo es dunkel ist, wo Dir die Worte fehlen. Wenn wir gerade an solchen Tagen noch bekennen können, ja, Du bist da, dann werden wir hindurch getragen, dann bleiben wir wahrlich mit ihm verbunden. Vielleicht meint Paulus genau dies, wenn er schreibt

 

Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir,

daß wir auch mit ihm leben werden,

 

Wir werden leben. Hier, in dieser Welt mit ihm, der bei uns ist an jedem Tag neu und einst bei ihm in seiner Herrlichkeit, wo dann all das offenbar wird, was wir hier nur sehr schemenhaft, bruchstückhaft erahnen können. Dann wird es so sein, wie Paulus es an anderer Stelle sagt:

 

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild;

dann aber von Angesicht zu Angesicht.

Jetzt erkenne ich stückweise;

dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

 

Dann werden wir erkannt von ihm unserem Retter und Erlöser, und dann werden wir auch bei unserem Namen genannt. Bei dem Namen auf den wir getauft sind und der seit unserer Taufe in Gottes Hände gezeichnet ist und den er in Ewigkeit nicht vergisst.

Darum ist es gut, sich immer wieder seiner Taufe zu erinnern, gerade in schweren Zeiten und Zeiten der Anfechtung. Martin Luther hatte in seinen Schreibtisch eingeritzt stehen „ich bin getauft“ Das half ihm gerade in der Anfechtung. So konnte er sich immer vergewissern: egal was auch kommen mag, ich bin und bleibe mit dem verbunden, der mich liebt und kennt. Ja mit dem, der mich beim Namen ruft und der mit mir geht, auch durch Feuer und Wasser. Gott schenke auch uns diese Gewissheit.

Amen

 


Predigt zu Epheser 2........................06.06.10

Predigttext Eph 2, 17-22

Am 06.06.10 in Emst

Am 13.06.10 in Holthausen

 

Und er ist gekommen und hat im Evangelium

Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart,

und Frieden denen, die nahe waren.

 

Denn durch ihn haben wir alle beide in einem

Geist den Zugang zum Vater.

 

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,

sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,

 

erbaut auf den Grund der Apostel und

Propheten,

 

da Jesus Christus der Eckstein ist,

auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt

wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.

 

Durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer

Wohnung Gottes im Geist.

 

Liebe Gemeinde,

 

Was ist das für ein wunderbarer Predigttext, er könnte gut zum Israelsonntag passen, denn eigentlich ist es eine Freundschafterklärung an Israel. Oder mehr noch, es ist das Bild und die Vorstellung Gottes von dem Zusammenleben von Juden und Christen, von einem friedlichen, harmonischen Zusammenleben.

Wenn wir durch die Medien über Israel informiert werden, erscheint uns dies oft als ein unerfüllbarer Traum, dass in diesem Land überhaupt jemals wirklich Frieden herrschen könnte. Obwohl hier ja auch noch viel mehr Gruppen mitmischen als nur Juden und Christen.

Aber unser Text behauptet ja auch nicht, dass der Friede zwischen den Völkern schon da ist. Nein, er spricht quasi in drei Zeitepochen. Er erzählt, was war, spricht davon, was jetzt gilt und verheißt, was einst, am Ende der Zeiten kommen wird.

 

Da ist also einer gekommen und hat Frieden verkündigt. Frieden für eine grundsätzlich friedlose Welt. Frieden für eine Welt von Kain und Abel, von wo die Stimme des Blutes, der Gewalt und der Ungerechtigkeit im Großen wie im Kleinen Tag für Tag zum Himmel schreit.

Genau in diese Welt ist er gekommen, weil es Gott in Ewigkeit jammert, wie Luther es in einem Kirchenlied schrieb. Weil Gott diese Welt, sein großes Geschöpf nicht aufgibt. Weil dieser Gott von Anfang an seine Menschen liebt und nicht fallen lässt. Darum ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen und Frieden verkündigt, einen Frieden, der nicht so ist wie der Friede dieser Welt, einen Frieden, der größer ist als diese Welt, der Mauern einreißt, der Grenzen überwindet und der da zusammenfügt, wo Menschen tiefe Gräben der Trennung gezogen haben.

 

Er hat Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart,

und Frieden denen, die nahe waren.

 

Denen, die nahe waren, das war und ist sein auserwähltes Volk, das ist Israel. Für sie, ja in erster Linie für sie ist nach christlichem Verständnis Christus in diese Welt gekommen.

Doch er hat eben auch denen Frieden verkündigt, die fern waren, die nichts wussten von diesem großen, liebenden Gott Israels, ausgesondert aus diesem Volk, für die das Heil Gottes eben nicht von Ewigkeit her bestimmt war. Für uns Heiden.

Jesus selbst macht an mehreren Stellen der Evangelien klare Andeutungen zu dieser Trennung Bei Johannes heißt es beispielsweise:

 

Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall;

auch sie muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören,

und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

 

Diese Trennung ist offensichtlich da, aber Gott ist in Jesus in diese Welt gekommen, um alle, die seine Stimme hören, zusammen zu führen. Um allen, die das Wort Gottes berührt, bewegt und anspricht, Frieden zu verkündigen.

 

Dieser Friede und dieses Wort gilt. Heute noch. Und für alle Völker, für Juden und Christen

Dadurch ist etwas passiert, hat sich etwas Grundlegendes verändert in der Beziehung Gottes zu den Menschen.

 

Denn durch ihn haben wir alle beide

in einem Geist den Zugang zum Vater.

 

Es haben eben nicht mehr nur Juden Zugang zu Gott, sondern auch Heiden, auch wir Christen.

 

Es ist sicherlich ein heikles Thema, das unser Predigttext hier anspricht und es muss vor dem Hintergrund unserer deutschen Geschichte immer sehr sensibel behandelt werden. Aber liest man diesen Text genau, so steht dort:

 

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,

sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,

 

Durch Gottes gutes Wort an uns sind wir nicht mehr Aussenstehende, Fremdlinge oder Gäste, nein wir dürfen mit Gottes Heiligen, mit seinem Volk zusammen wohnen. Mit denen die vorher schon da waren zusammen zu wohnen, heißt eben gerade nicht, wie es weltpolitisch von je her so üblich ist, den anderen zu verdrängen auszurotten, ihn zu vernichten und sein Land einzunehmen und zu besitzen.

Es heißt dem anderen seinen Platz zu lassen, denn es ist genug Raum im Hause Gottes. Es heißt ihn zu respektieren, mit seiner Geschichte, seiner Kultur. Zusammen leben heißt auch, sich auszutauschen. Wo liegen gemeinsame Interessen? Gibt es nicht ähnliche oder sogar gleiche Wurzeln, auf denen sich das Leben,der Glaube stützt und gründet? Bei dem Volk Israel ist das so. Unser Glaube gründet sich, wie es der Text sagt auf den Grund der Apostel und Propheten, also auf Verheißungen des Neuen und des Alten Testamentes.

Ich denke, wenn unser Glaube sich nur auf die Evangelien und die Briefe des Neuen Testamentes stützen müsste, fehlte ihm ganz schön viel guter Nährboden.

 

Hören wir ein kleines Gedicht

 

Der Glaube ohne den Nährboden des Alten Tastametes

Er wüste nichts von der wunderbaren Liebesgeschichte Gottes mit seinem Volk.

 

Er wüsste nichts von Abraham, Isaak und Jakob.

Nichts von diesem Gott, der einzelnen sein Heil verheißt und sie in die Fremde schickt.

Nichts von den Vätern, die diesem Gott und seinem Wort vertraut haben.

 

Er wüsste nichts von Mose und der Befreiung.

Nichts von einem Gott, der Freiheit schenkt.

Nichts von einem Volk, das murrt und doch gerettet wird.

 

Er wüsste nichts von König David und seinen Psalmen

Nichts von einem Gott, der in Liedern zu einem spricht.

Nichts von Menschen, die gestärkt wurden von diesem Gott, diesen Liedern.

 

Er wüsste nichts von Propheten, die ringen, kämpfen um dieses Volk.

Nichts von einem Gott, der im Dunkel des Exils da ist und neue Hoffnung verheißt.

Nichts von einem Volk, das vertraut und wieder und wieder aufbricht in die Freiheit.

 

Der Glaube, er wäre klein

Er wüste auch nichts von dem Namen.

Nichts von dem Namen „ich bin da“

Nichts von einem Gott, der mir durch alle Zeiten nah,

denn das sagt sein Name

 

Ich bin da

 

Der Glaube des Alten Testamentes, die Geschichte Gottes mit seinem geheiligten Volk Israel ist also Fundament und Nährboden unseres christlichen Glaubens und durch Christus dürfen wir Anteil haben an diesem wunderbaren Geschenk Gottes. Durch Christus haben auch wir Zugang zu diesem Gott, der da ist, wie es sein Name sagt. Der seinem Volk, also auch uns treu bleibt, auch wenn er sich manchmal im Zorn abwendet oder verbirgt. Aber trotzdem er ist da.

Es täte uns gut, als ein Volk friedlich zusammen zu leben, aber auch der Text sagt, das steht noch aus. Christus ist zwar der Eckstein dieses gemeinsamen Hauses, aber ein Eckstein liegt unten gerade über dem Fundament, um die Mauern die darauf aufgebaut werden zu stabilisieren.

Und unser Text sagt:

 

da Jesus Christus der Eckstein ist,

auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt

wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.

 

Der Bau wächst also noch und wir dürfen gewiss sein, dass unser himmlischer Bauherr ihn einst vollenden wird und wir werden dabei sein, denn durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Und dann wird es so sein, wie es ein modernes Adventslied formuliert:

 

Dann stehen Mensch und Mensch zusammen

vor eines Herren Angesicht,

und alle, alle schaun ins Licht,

und er kennt jedermann mit Namen.

 

 

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,

der bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.


Predigt zu 1. Korinther 9..................31.01.10

Predigttext 31.01.10

1. Kor 09, 24-27

 

9,24 Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn

laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den

Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt.

 

9,25 Jeder aber, der kämpft, enthält sich

aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen

Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.

 

9,26 Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse;

ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der

in die Luft schlägt,

 

9,27 sondern ich bezwinge meinen Leib und

zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst

verwerflich werde.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

ich habe mich schwer getan mit diesem Text. Zum einen, weil die Welt des Sports nun mal absolut nicht meine Welt ist. Zum anderen, weil ich finde, dass der Vergleich den Paulus hier im ersten Vers unseres Predigttextes zieht, etwas hinkt.

In diesem ersten Vers heißt es:

 

Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn

laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den

Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt.

 

Ist der Glaube wirklich ein Konkurrenzkampf? Sicher, wir leben in einer Gesellschaft, wo viele Menschen anders denken, eben nicht glauben, oder eben nicht an den Auferstandenen glauben. Aber kämpfen wir mit Ihnen? Sind wir nicht eher um friedliches, ökumenisches Zusammenleben bedacht? Erst vor ein paar Wochen gab es in unserer Stadt einen ökumenischen Gottesdienst zum Jahresbeginn. Und im Mai findet nun schon zum zweiten Mal der ökumenische Kirchentag, diesmal in München statt, ein riesiges, fröhliches Fest des Glaubens.

 

Kann man da, lieber Paulus von Konkurrenzkampf reden? Doch wohl eher nicht. Auch haben wir uns in unserem Land damit abgefunden, dass es um uns herum eine Vielzahl von Menschen gibt, die keiner Religion angehören oder ihren Glauben nicht aktiv leben. Wir tolerieren ihre Lebenseinstellung und leben möglichst unauffällig neben ihnen her. Ist das eigentlich richtig, möglichst unauffällig neben diesen Menschen her zu leben? Müssten wir nicht viel öfter Farbe bekennen vor dieser Welt? Damit der, an den wir da glauben, groß wird in dieser Welt und zur Sprache kommt? Unsere Aufgabe ist es doch, Gott vor der Welt zu verkündigen, ihn den Leuten begreifbar, verstehbar und liebenswert zu machen.

 

Ist unser Glaube, unser Leben also doch ein Konkurrenzkampf? Ja in gewisser Weise schon, aber es ist eben kein Kampf, bei dem nur einer siegt. Es ist ein Kampf oder, friedlicher ausgedrückt, ein Lauf, bei dem die neue Kraft bekommen, die auf den Herrn vertrauen.

Bei dem Prophet Jesaja heißt es dazu:

 

Männer werden müde und matt,

und Jünglinge straucheln und fallen;

aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft,

daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler,

daß sie laufen und nicht matt werden,

daß sie wandeln und nicht müde werden.

 

Die auf den HERRN harren kriegen neue Kraft. Es kommt also auf die richtige Motivation an, auf das rechte Ziel. Manchmal könnten wir uns die Frage stellen, aus welcher Motivation heraus tue ich gerade jetzt das Eine und lasse vielleicht das Andere? Unser Leben würde reicher, tiefgründiger, reflektierter, wenn wir uns diese Frage nach dem warum viel öfter bewusst stellen würden. Vielleicht ließen wir dann sogar das ein oder andere, was dem anderen nur schadet, ihn tief verletzt und vielleicht gar nicht unserer eigentlichen, grundsätzlichen Motivation als Christ oder Christin entspricht.

 

Es gilt also immer das Ziel unseres Lebens im Auge zu behalten.

Dazu schreibt Paulus in unserem Predigttext:

 

jene laufen nun, damit sie einen

vergänglichen Kranz empfangen,

wir aber einen unvergänglichen.

Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse

 

Paulus kennt sein Ziel, er läuft nicht aufs Ungewisse. Aber was hat Paulus da für ein Ziel vor Augen? Er nennt es einen unvergänglichen Kranz. Eigentlich ein doppeltes Bild für das, was Paulus meint. Ein Kranz hat die Form eines Kreises, er hat keinen Anfangs- oder Endpunkt. Auf unser Leben bezogen könnte es ein Bild dafür sein, dass mein Leben aus Gottes Hand kommt und in Gottes Hand endet. Ein schönes Bild, aus dem wir die Gewissheit schöpfen könnten, dass unser Leben ganz in Gottes Händen ruht.

 

Doch Paulus sagt, dieser Kranz ist unvergänglich. Das heißt nicht, dass wir in einem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt leben, nein es heißt vielmehr, dass unser Leben vor Gott unvergänglich ist. Dass es gehalten ist von Gott, bei ihm mündet und in Gottes Herrlichkeit unvergänglich und verwandelt weitergeht.

 

Wenn uns jedoch von Gott ein unvergängliches, also ewiges Leben geschenkt ist, dann heißt das noch viel mehr. Zum einen lesen wir im 139. Psalm

 

Deine Augen sahen mich,

als ich noch nicht bereitet war,

und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,

die noch werden sollten und von denen keiner da war.

 

Gott wusste von meinem Leben, ehe es für mich begann, er hat darüber nachgedacht, es geplant und es gewollt. Ein Lebensplan also, der schon vor mir in Gottes Ewigkeit da war. Ein Lebensplan von einem Gott, der grundsätzlich und zu allen Zeiten das Leben gewollt hat und will, der auch mein Leben genau so, wie es sich darstellt, gewollt hat und will.

 

Zum anderen bedeutet es, dass Gott uns ein ewiges Leben geschenkt hat, auch, dass er uns am Ende hier auf Erden in Gnaden aufnehmen wird.

 

Das also ist unsere Hoffnung, unser unvergänglicher Siegeskranz, auf den hin es sich durchaus lohnt zu zu leben. Aber wie sollen wir das tun? Hierzu gibt uns Paulus in seiner Sprache eine klare Richtschnur. Er schreibt:

 

sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn,

damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.

 

In unsere heutige Sprache übersetzt würden wir es vielleicht so ausdrücken, wie es in der Agende zur Berufung von Laienpredigern steht:

 

Achte Bekenntis und Ordnung unserer Kirche,

wahre die seelsorgerische Schweigepflicht

und verhalte Dich so, dass Dein Zeugnis nicht unglaubwürdig wird.

 

Verhalte Dich so, dass Dein Zeugnis nicht unglaubwürdig wird. Gilt das nicht für alle Christen? Was heißt das? Es heißt in erster Linie, mit Leib und Seele seinen Glauben zu leben. Es heißt, dass ich aus meinem Glauben heraus handle. Es heißt zum Beispiel, dass ich Nächstenliebe übe, in meinem Alltag, gerade da, wo meine Hilfe gebraucht wird, nicht nur auf Haiti, sondern auch hier, ganz konkret im Alltag dieser Gemeinde und darum herum.

 

Nächstenliebe, die von Herzen kommt, die aus dem Glauben heraus kommt, wird zur Wertschätzung und Wertachtung, wird oft reich beschenkt. Da sind die Menschen in Volmarstein, die ich versuche trotz ihren oftmals schweren Behinderungen einzubeziehen in ein neues Projekt der Freizeitgestaltung und ich merke, wie sie aufleben und wachsen. Das zu erleben, ist ein großes, schönes Geschenk für mich, das mir den Mut und die Kraft gibt weiter zu machen. Denn hinter alle dem weiß ich mich getragen und gehalten von dem der mein ganzes Leben in den Händen hält.

 

Auch Ihnen wünsche ich viele solche Erlebnisse, die Sie bewusst wahrnehmen, als Menschen, die von Gott in diese Welt gesandt sind.

 

 

 


Predigt zu Römer 12.........................10.01.10

Röm 12, 1-3.(4-8)

12,1 Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch

die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber

hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und

Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger

Gottesdienst.

 

12,2 Und stellt euch nicht dieser Welt gleich,

sondern ändert euch durch Erneuerung eures

Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes

Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und

Vollkommene.

 

12,3 Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben

ist, jedem unter euch, daß niemand mehr von

sich halte, als sich's gebührt zu halten, sondern

daß er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie

Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

warum feiern wir Gottesdienst? Um uns etwas Gutes zu tun oder um Gott zu

dienen?

Bei unserem Predigttext fällt mir das Magnificat der Maria ein. Es könnte

quasi so etwas wie ein Hintergrundbild zu unserem Predigttext bilden. Ich

möchte heute mal den Versuch machen, beide Texte miteinander zu verknüpfen,

sie miteinander sprechen zu lassen.

Wir haben das Magnificat eben statt des gewohnten Wochenpsalms bereits

gehört. Schlagen wir es doch mal auf, Sie finden es unter der Nummer 769 im

Gesangbuch.

Hier heißt es im ersten Vers:

Meine Seele erhebt den Herrn

und mein Geist freut sich Gottes meines Heilandes.

Andere Übersetzungen beginnen hier mit dem Satz:

Groß macht meine Seele den Herrn...

Ist vielleicht das unser vernünftiger Gottesdienst, dass wir den Herrn in

dieser Welt groß machen? Ja dass wir ihn in dieser Welt hörbar machen und ihn

loben? Ich denke, es ist wahrhaftig die größte und zugleich schönste Aufgabe

von uns Christen diesen Gott, der sonst klein und stumm wäre, durch uns in

dieser Welt zu Wort kommen zu lassen, ihn durch unsere Stimmen und durch

unser Lob groß werden zu lassen.Ist das nicht eine komische Vorstellung, dass

dieser Gott unsere Stimmen braucht, um in dieser Welt gehört zu werden und

groß zu werden? Aber es stimmt.

Maria singt:

Groß macht meine Seele den Herrn

und mein Geist freut sich Gottes meines Heilandes.

Sie tut das, was sie da tut also mit Freude und das ist gut so. Auch wir

können unser Werk eigentlich nur mit Freude tun, wenn wir uns klar machen,

was wir eigentlich tun, nämlich Gottes Wort in dieser Welt lebendig werden zu

lassen, das gilt für das Amt des predigen genau so, wie für die Arbeit im Presbyterium. Vielleicht meint Paulus auch genau dies, wenn er in unserem Predigttext sagt, es sei unser vernünftiger Gottesdienst, wenn wir unsere

Leiber als ein lebendiges Opfer hin geben sollen.

Tun wir das eigentlich ohne Grund oder erhebt Maria den Herrn ohne Grund?

Maria singt weiter:

denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Gottes Blick geht immer nach unten, auf uns Menschen, nicht in mächtiger

Überheblichkeit, sondern in umsorgender Liebe. Vielleicht ist es gerade dieser

liebende Blick Gottes, der unseren Gott von dem Gott der Muslime

unterscheidet, der nur ein ergebenes Aufsehen zu ihm von seinem Volk fordert

und für diesen Blick der Liebe unseres Gottes allein lohnt es sich schon, ihn zu loben.

Aber Gott blickt nicht nur herab, er tut auch große Dinge, so hören wir im

Magnificat weiter und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht

bei denen, die ihn fürchten. Das heißt, bei denen, die seinen Bund halten oder

bei denen, die seinen Namen groß machen in dieser Welt. Also bei allen, die sich eben nicht dieser Welt gleich stellen, wie Paulus es sagt, ja dieser Welt, die ihn nicht erkannte, obwohl er in der Welt war, wie Johannes es beschreibt. Die eben ein Licht der Hoffnung sehen, wenn es noch so finster ist.

Vermutlich ist genau dies unsere Aufgabe, wenn wir den Namen des Herrn groß machen wollen, dort Zeichen der Hoffnung zu sehen, wo die Welt schon längst aufgehört hat zu

hoffen. Vielleicht bei einem neuen Lebensabschnitt auf Gottes Geleit vertrauen

oder am Sterbebett auf Gottes Zuspruch auf das ewige Leben zu bauen.

Denn Maria singt weiter:

Er übt Gewalt mit seinem Arm

und zerstreut die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Die hoffärtigen werden zerstreut, sie haben keine Gemeinschaft untereinander,

sie haben keinen Blick füreinander sondern nur für sich selbst. Davor warnt

auch Paulus, wenn er in unserem Predigttext sagt, niemand solle mehr von sich

halten, als sich gebührt zu halten. Wenn eine Gemeinde aus Hoffärtigen

oder Eitlen oder Eingebildeten bestehen würde, würde sie zerfallen, denn

eine Gemeinschaft kann nur gelingen, wenn wir uns den liebenden Blick Gottes,

der nach unserer Vorstellung von oben kommt, untereinander weitergeben.

Paulus umschreibt dies an anderer Stelle so:

lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;

mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern

singt Gott dankbar in euren Herzen.

Zum Glauben gehört also die geschwisterliche Gemeinschaft Gleichgesinnter, wo

niemand mehr oder weniger wert ist als der andere. Und wenn wir uns untereinander mit Psalmen ermahnen sollen, dann gehört es offensichtlich auch zu unserem Glauben dazu, dass wir die Glaubenserfahrung unserer Väter weitergeben und somit zu unserer Hoffnung machen. Unsere Vergangenheit ist also unsere Hoffnung. Ist das nicht paradox? Einerseits schon. Aber andererseits lebt die Bibel in dieser Wirklichkeit und auch unser Glaube lebt in dieser Wirklichkeit wir glauben und erhoffen das, was unseren Vätern

verheißen worden ist.

Auch Maria singt davon:

Er stößt die Gewaltigen vom Thron

und erhebt die Niedrigen

Die Hungrigen füllt er mit Gütern

und lässt die Reichen leer ausgehen

Er gedenkt seiner Barmherzigkeit

und hilft seinem Diener Israel auf,

wie er gesprochen hat zu unseren Vätern,

Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

Bemerkenswert ist doch, dass hier steht: Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit, und nicht etwa wie wir es wahrscheinlich formulieren würden: wie er gesprochen hat zu Abraham vor Ewigkeiten. Nein, die Bibel setzt Vergangenes präsent. so gilt der liebende Blick Gottes auch uns heute noch. er blickt auf Hungrige und Reiche. von den Reichen wendet er sich nicht ab, nein auch auf sie schaut er und zerstreut sie oder lässt sie einfach leer ausgehen. Ist das nicht ein großer Trost, dass Gott auf alle Menschen sieht? Und entbindet diese Gewissheit, dass Gott es auf Böse und Gute gleichermaßen regnen und die Sonne scheinen lässt uns nicht davon, über die Menschen, die uns begegnen

permanent richten oder urteilen zu müssen?

Den liebenden Blick Gottes nennt die Bibel Barmherzigkeit. Maria hat Gottes

Barmherzigkeit gespürt, darum singt sie ihr Lied. Auch Paulus muss diesen

umsorgenden Blick Gottes auch gespürt haben, deshalb sagt er:

darum ermahne ich euch liebe Brüber,

durch die Barmherzigkeit Gottes,

Er hat Gottes Barmherzigkeit erfahren, darum ermahnt er uns zum Gottesdienst., zum Dienst an Gottes Wort. Das sollen wir heilig, das heißt, so als gehörten wir zu Gott, in dieser Welt lebendig, begreifbar werden lassen. Paulus mutet es uns hier also zu, dass wir heilig werden, also dass wir Gottes Vertraute werden. Auch Paulus weiß schon, dass es immer wieder Menschen braucht, um den Gottesnamen hier auf Erden hörbar und groß zu machen. Es braucht Menschen, die dem Wort Gottes vertrauen und die es dann in Wort und tat weiter geben an verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn, an die eigene Familie und an diese Gemeinde. Ja Paulus spürt, es braucht Menschen, die das Wort Gottes einfach leben. Das ist nach

Paulus unser vernünftiger Gottesdienst. Aber dabei sollen wir nicht einfach so in den Tag hinein leben oder mit dem Strom schwimmen. Wir sollen prüfen, was wir tun, unser Leben von Zeit zu Zeit hinterfragen. Wenn wir uns dann ganz bewusst für Gottes Weg entscheiden, kann es schon vorkommen, dass wir uns eben nicht dieser Welt gleich stellen. Aber hoffen wir mit Maria, wird uns dann Gottes Barmherzigkeit, sein liebender Blick zuteil.

Paulus nennt diesen liebenden Blick Gottes im letzten Vers unseres Predigttextes auch Gnade. Vielleicht spüren wir ja diesen liebenden Blick Gottes auf unserem Weg, zum Beispiel, wenn wir getrost und fröhlich und ohne Furcht auf so manches Neue in diesem Jahr zugehen und es uns gelingt, diese Fröhlichkeit an andere weiter zu geben. Dann dürfen wir gewiss sein, dass die Gnade Gottes uns umfängt und schützt auch im Jahre 2010.