Predigt zu Römer 13....................1.Advent 09

Predigttext 1. Advent

Römer 13, 8-12

13,8 Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr

euch untereinander liebt; denn wer den andern

liebt, der hat das Gesetz erfüllt.

 

13,9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17):

»Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten;

du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«,

und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem

Wort zusammengefaßt (3. Mose 19,18): »Du sollst

deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«

 

13,10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.

So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

 

13,11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt,

nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen

vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als

zu der Zeit, da wir gläubig wurden.

 

13,12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber

nahe herbeigekommen. So laßt uns ablegen die

Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des

Lichts.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

Die Nacht ist vorgerückt, der Tag nahe herbei gekommen. Die Stunde ist da, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist uns jetzt näher, als zur Zeit, da wir gläubig wurden.

 

Es ist Advent, Zeit der Erwartung, Zeit aufzustehen und ihm entgegen zu gehen. Vielleicht haben wir die Geschichte von den zehn Jungfrauen vom letzten Sonntag noch im Ohr. Auch hier war schon die Erwartung Thema des Gottesdienstes. Eigentlich, und in der alten Kirche war das auch so, beginnt die Adventszeit mit dem drittletzten Sonntag im Kirchenjahr. Hier weist uns der Wochenspruch hin, auf eine ganz besondere Zeit,

 

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade

Siehe, jetzt ist der Tag des Heils.

 

Erwartung also der Zeit der Gnade und des Heils. Kennen wir heute eigentlich noch das Gefühl der Erwartung, in einer Gesellschaft, wo wir uns fast jeden Wunsch sofort erfüllen können. Gut, wir leben in einer Weltwirtschaftskrise, die Konjunktur geht immer mehr zurück, wir haben hohe Arbeitslosenzahlen, aber trotzdem leben wir in einer Wohlstands- und Konsumgesellschaft, in der wir offensichtlich verlernt haben zu warten und Erwartung auszuhalten. Denn seit September stehen Weihnachtsmänner in den Regalen der Kaufhäuser. Und sie stehen nicht nur da, sie werden auch verkauft. Und kaum beginnt die dunkle Jahreszeit, erstrahlen Vorgärten und Balkone schon wieder im adventlichen Lichterschmuck.

 

Erwartung, was ist das eigentlich? Erwartung geht Hand in Hand mit Sehnsucht und Sehnsucht ist eher ein schmerzliches, unangenehmes Gefühl. Wenn ich Sehnsucht nach einem Menschen habe den ich liebe , der aber sehr weit weg ist, den ich vielleicht lange Zeit nicht treffen kann, stimmt mich das traurig, es tut mir oft in der Seele weh.

Die Sehnsucht hat jedoch noch einen anderen Aspekt. Die Sehnsucht erinnert sich an das Vergangene und weiß, das es schön war. Die Sehnsucht gibt sich nicht einfach zufrieden mit dem, was ist, sie hofft auf Veränderung und Besserung. So gehen Sehnsucht und Erwartung immer auch mit Hoffnung einher. Vielleicht ist es darum ganz wichtig, Sehnsucht und Erwartung auszuhalten, damit wir die Hoffnung noch in uns spüren. Ich meine die große Hoffnung auf den, der da kommt. Den Menschensohn, den Weltenrichter, den Christus mit dem die Zeit des Heils und der Gnade anbricht.

 

Wir fragen uns, wann ist diese Zeit angebrochen? Nach biblischer Verheißung ist die Zeit dann da, wenn er da ist. Er, dessen Name heißt,

 

„ich bin da“,

 

ein Name, der zu allen Zeiten und auch jetzt in der Gegenwart gestanden hat und steht: „ich bin da“. Also ist zu allen Zeiten, immer dann, wenn wir ihn anrufen, Zeit der Gnade und des Heils, auch heute, Ende November 2009.

 

Paulus bleibt in unserem Predigttext jedoch bei der Erwartung stehen. Er weiß, dass der, den wir da erwarten, der selbe ist, der schon damals sein Volk durch die Wüste zum Sinai geführt hat und ihm dort das Gesetz gegeben hat. Ein Gesetz der Liebe, wie Paulus es umschreibt. Ein Gesetz der Liebe von einem liebenden Gott. Dass dieser Gott zu allen Zeiten ein liebender Gott war und ist, lesen wir quasi in der Einleitung zur Gabe der 10 Gebote. Hier heißt es.

 

Und Mose stieg hinauf zu Gott.

Und der HERR rief ihm vom Berge zu und sprach:

So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen:

Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe

und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln

und euch zu mir gebracht.

 

Gott hat sein Volk getragen und zu ihm gebracht. Ist das nicht ein wunderschönes Bild für die große Liebe Gottes?

Eine solche uneingeschränkte Liebe fordert dieser Gott auch von uns. Als Richtschnur gilt auch uns heute noch das Gesetz, die 10 Gebote „und was da sonst noch geboten ist“ wie es Paulus beschreibt. Paulus sagt also, dass das Gesetz, die fünf Bücher Mose, die Geschichte Gottes mit seinem Volk auch für uns, uns Christen, Grundlage und Wurzel unseres Glaubens ist. Das ist etwas, was wir häufig vergessen, aber wir könnten das Neue Testament ohne das Alte Testament nicht verstehen

 

Paulus ist hier ein Satz besonders wichtig:

 

Du sollst Deinen Nächsten lieben

wie Dich selbst.

 

Ein Satz der nicht etwa in den Evangelien steht und Jesus zuzuschreiben wäre, wie wir es wahrscheinlich vermuten würden. Nein, dieser Satz stammt aus dem dritten Buch Mose. Auch ein Zeichen dafür, wieviel aus dem Alten Testament im Neuen aufgegriffen und weiter erzählt wird. So konkretisiert Paulus quasi diesen Satz, indem er sagt: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ Noch einfacher heißt das doch, dem anderen nichts Böses anzutun, ist die Erfüllung des Gesetzes. Also wenn ich dem anderen freundlich, ohne Hass, ohne Angst zu haben, der andere könnte besser sein, als ich, begegne, dann entsprechen wir Gottes Liebe, dann erfüllen wir schon, was der Herr von uns fordert.

 

Klingt das nicht ganz einfach? Ist es nicht geradezu simpel, was der Herr hier von uns fordert? Wir sollen einfach in Harmonie und Frieden zusammen leben.

Aber wie schwer ist das doch. Da bin ich in Eile, ungeduldig, gereizt, sage etwas, was ich besser nicht gesagt hätte und schon ist der Familienstreit da, der Haussegen hängt schief und ich habe, ganz gleich ob bewusst oder unbewusst, wieder einmal versagt, vor dem Anspruch Gottes.

Oder ist so ein handfester Krach noch nichts Böses vor Gott? Er bereinigt ja auch, klärt die Fronten.

Aber schauen wir in diese Welt, in Politik und Wirtschaft, so wird hier ganz anders gestritten und man ist dort, so scheint es, meilenweit davon entfernt, ein harmonisches Leben im Sinne Gottes zu führen. Vielleicht weil wir als Kirche in diesen Gremien einfach nicht mehr vorkommen? Oder weil Kirche sich daran gewöhnt hat, sich aus Politik heraus zu halten? Oder weil Kirche so beliebig, so tolerant geworden ist, dass sie sich nicht mehr traut, ihr eigenes, besonderes Profil zu zeigen und neben anderen Wirtschaftsunternehmen schlicht nicht mehr auffällt? Das sind harte Worte, aber wir sollten trotzdem einmal darüber nachdenken.

 

Paulus schreibt also, dass wir Liebe üben sollen und er schreibt auch warum. Er schreibt:

 

Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt,

nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen

vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als

zu der Zeit, da wir gläubig wurden.

 

Eine interessante Begründung, aber für Paulus sehr logisch. Paulus war Jude, als er gläubig wurde im jüdischem Sinne, wußte er noch nichts von Jesus. Er kannte all die Geschichten der Evangelien noch nicht. Sie wurden ihm erst später zur frohmachenden Botschaft.

Wir wissen, da war einer, der hat uns die Stätte bereitet, wo wir einst hinkommen sollen. Das bringt uns unserem Heil näher. Denn nur weil er vorangegangen ist, haben wir eine Hoffnung, eine Sehnsucht und eine Erwartung, die uns vorwärts treibt durch alles Dunkel hindurch, hin zu ihm. Und wir können ablegen alle Werke der Finsternis und Kinder des Lichtes werden.

Als Zeichen dafür bekommen Sie alle am Ausgang eine kleine Kerze, die Ihnen durch alles Dunkel dieser Tage hindurch leuchten möge auf unser Ziel hin.

 

Amen.

 

 


Predigt zu Matthäus 6........................20.09.09

Mt 06, 25-34 20.09.09

6,25 Darum sage ich euch: Sorgt nicht

um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet;

auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet.

Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der

Leib mehr als die Kleidung?

 

6,26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen

nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die

Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie

doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

 

6,27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge

eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch

darum sorgt?

 

6,28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung?

Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen:

sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.

 

6,29 Ich sage euch, daß auch Salomo in aller

seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist

wie eine von ihnen.

 

6,30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet,

das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen

wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun,

ihr Kleingläubigen?

 

6,31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was

werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit

werden wir uns kleiden?

 

6,32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn

euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen

bedürft.

 

6,33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes

und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch

das alles zufallen.

 

6,34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der

morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug,

daß jeder Tag seine eigene Plage hat.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Es ist

kein Text, der uns zumutet, völlig sorglos in den Tag hinein zu leben. Es

ist ein Text, der uns ein Ziel vor Augen stellt auf das hin es sich lohnt zu

zu leben.

Was ist das für ein Ziel, das Reich Gottes? Ist es wirklich nur ein Ziel, ein

Endpunkt, den wir erst am Ende unserer Tage erreichen werden? Jesus sagt, das

Reich Gottes ist mitten unter euch. Ich glaube, wir können das Reich Gottes

in den Momenten erahnen, wo wir Gottes Nähe spüren, wo wir uns ganz und gar

bei ihm geborgen, von ihm getragen wissen. Solche Momente sind selten, und

schwer genau zu definieren. Aber wenn ich in einem schwierigen Gespräch

plötzlich die richtigen Worte finde oder in großer Angst oder Trauer doch

Ruhe und Trost finde, dann weiß ich, der Herr führt und birgt mich. Dann ahne ich, dass hinter diesem doch sehr begrenzten Leben mit all seinen Sorgen, Ängsten und Nöten eine ganz andere Wirklichkeit steht. Die Wirklichkeit Gottes, die eben viel mehr ist als Kleidung und Nahrung.

 

Doch die Wirklichkeit Gottes kann ich nicht wahrnehmen, wenn Sorgen mich gefangen halten, wenn ich die Möglichkeit der Fürsorge Gottes aus meinem Innern verbanne, wenn ich glaube, mein Leben mit all seinen vielen Problemen ganz allein meistern zu müssen.

 

Die Sorge ist eigentlich von je her das, was sich in unserer Gottesbeziehung

wie eine Mauer zwischen uns und Gott schiebt. Schon im Garten Eden versteckten

Adam und Eva sich vor Ihrem Herrn aus Sorge, weil sie nackt waren.

Genaugenommen schafft seit der Urgeschichte die Sorge die Trennung zwischen

Gott und Mensch, die wir für die Dauer unseres Erdenleben wohl nie ganz

überwinden können.

Trotzdem sagt Jesus

Sorgt nicht um euer Leben,

was ihr essen und trinken werdet;

auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet.

Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der

Leib mehr als die Kleidung?

 

Drei mal kommt diese „mehr als“ Frage in unserem Text vor. An zweiter Stelle werden wir mit den Vögeln verglichen, hier lautet die Frage:

Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

Oder an dritter Stelle geht es darum, dass Gott sogar die einfachen Feldblumen versorgt und sie in Schönheit erblühen lässt. Hier heißt es:

Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?

Wir sind also bei Gott höher erachtet, als Tiere und Blumen, und Jesus zieht diese Vergleiche, um uns deutlich zu machen, dass dieser Gott, der Tiere und Pflanzen am Leben erhält, uns Menschen, die er liebt erst recht mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen.

Wie schwer ist es doch, diesem Zuspruch ganz und gar zu vertrauen und wie schnell schiebt sich diese Mauer aus Sorge und Lebensangst als Trennung zwischen Gott und uns?

 

Jesus ist in diese Welt gekommen um die ewige Trennung zwischen Gott und Mensch

zu überwinden. Er ist in diese Welt gekommen, damit das Reich Gottes schon in

unseren Tagen anbricht, denn nach göttlicher Verheißung ist das Leben eben mehr

als die Nahrung und der Leib eben mehr als die Kleidung. Das Volk Israel oder

unsere Vorväter bekennen es so:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,

sondern von einem jeden Wort,

das aus dem Mund Gottes geht.

Diesen uralten Bekenntnissatz zitiert Jesus, als er in der Wüste vom Teufel

versucht wird, als der Teufel den Bruch zwischen Jesus und Gott provozieren

möchte. Jesus lässt hier nicht zu, dass die Sorge ums Überleben größer wird

als das Vertrauen zu Gott seinem Vater.

 

Diesen oder einen ähnlichen Glaubenssatz parat zu haben täte uns sicher gut

in Momenten, wo uns die Lebensangst übermannen und uns von Gott unserem Vater

trennen will.

Mir hilft es sehr, mir klar zu machen, dass ich quasi vom Wort Gottes lebe,

ja dass ich lebe, weil er mich ins Leben gerufen hat. Das wiederum, liebe

Gemeinde, setzt doch voraus, dass dieser Herr mich so gewollt hat, dass er

jede und jeden von uns so gewollt hat, wie wir sind.

Wir haben also einen Gott, der unser Leben grundsätzlich will und der weiß,

wessen wir alles für dieses Erdenleben bedürfen.

Und wir haben einen Gott, der dieses unser Leben ganz und gar in seinen Händen hält und auch sein Ende bestimmt, denn in unserem Text wird gefragt:

Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge

eine Spanne zusetzen könnte,

wie sehr er sich auch darum sorgt?

Unser Erdenleben ist und bleibt von den Anfängen der Menschheitsgeschichte her begrenzt. In der Urgeschichte wird beschrieben, dass Gott den Menschen in den Garten Eden setzt und ihm gebietet, von allen Früchten des Gartens zu essen, nur vom Baum der Erkenntnis nicht. Hier heißt es wörtlich aus dem Häbräischen übersetzt:

Denn am Tag, wo du von diesem Baum isst,

musst du sterben ja sterben.

Seit dem Sündenfall also ist das Leben des Menschen begrenzt, daran wird auch die modernste Medizin nichts ändern können und wir tun gut daran, uns am Ende ganz auf den zu verlassen, der diese Grenze setzt und uns dann in seine Arme schließt.

 

Das ist ja alles gut und schön, sich im Sterben dem anzuvertrauen, der unser Leben und unser Sterben in seinen Händen hält. Doch was ist mit der Zeit davor, mit unserem Leben? Wie sollen wir uns verhalten in einer Gesellschaft, die geradezu davon lebt für

alles und jedes Vorsorge treffen? Da gibt es die Altersvorsorge, Sterbevorsorge, Gesundheitsvorsorge und manche Vorsorgemaßnahmen sind ja wirklich sinnvoll und notwendig, damit unser Leben in der heutigen Zeit gelingt. Soll ein Christ etwa keine Altersvorsorge treffen und am Ende alt und bettelarm sein Leben fristen?

Behalten wir hier auch Jesu Worte im Ohr:

Euer himmlischer Vater weiß,

dass ihr all dessen bedürft.

 

Dann kann ich dieses gesellschaftliche Gefüge, in dem ich lebe und das mir

einfach eine gewisse Absicherung für mein Leben vorgibt, als Gabe Gottes

annehmen, damit mein Leben gelingt. Doch ich muss nicht dem Zwang

unterliegen, mich gegen jede Eventualität meines Lebens absichern zu müssen,

denn ich weiß, mein himmlischer Vater bewahrt mich und führt mich sicher

durch dieses Erdenleben hindurch, heute und an allen Tagen. Darum darf ich

sorglos, getrost und voller Zuversicht auf sein Reich hin leben.

Amen


Predigt zu Matthäus 25......................09.08.09

Mt 25, 14-30

 

25,14 Denn es ist wie mit einem Menschen, der

außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute

ihnen sein Vermögen an;

 

25,15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem

andern zwei, dem dritten einen, jedem nach

seiner Tüchtigkeit, und zog fort.

 

25,16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner

empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann

weitere fünf dazu.

 

25,17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen

hatte, zwei weitere dazu.

 

25,18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin,

grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld

seines Herrn.

 

25,19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte

und forderte Rechenschaft von ihnen.

 

25,20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen

hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und

sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut;

siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen.

 

25,21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du

tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem

treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh

hinein zu deines Herrn Freude!

 

25,22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen

hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner

anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere

gewonnen.

 

25,23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger

und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen,

ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines

Herrn Freude!

 

25,24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen

hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein

harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät

hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut

hast;

 

25,25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg

deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das

Deine.

 

25,26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu

ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß

ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle,

wo ich nicht ausgestreut habe?

 

25,27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern

bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte

ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.

 

25,28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt

ihn dem, der zehn Zentner hat.

 

25,29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden,

und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat,

dem wird auch, was er hat, genommen werden.

 

25,30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis

hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

Was wird passieren, wenn er kommt? Er, der Herr und Richter dieser Welt. Er, unser liebender Vater.

Schon allein die Tatsache, das unser Gott kommt, ist etwas ganz Einzigartiges. Wir unterscheiden uns von anderen Religionen, indem wir einen Gott haben, der sich klein macht und kommt, auf uns zu geht.

Was wird also passieren, wenn er kommt? Jesus selbst sagt es uns mit diesem Gleichnis und er stellt sehr deutlich klar, dass wir eben nicht am Ende alle einfach so mit Gottes Gnade überschüttet ins Himmelreich einfahren werden.

Auch wenn uns das unbequem oder gar unheimlich vorkommt, wir haben es immer - und darum kommen wir nicht herum - mit einem lebendigen und leidenschaftlich liebenden Gott zu tun.

Denken wir an uns, an unsere Erfahrungen mit der Liebe. Ist es nicht der größte seelische Schmerz, wenn unsere Liebe zu einem anderen Menschen enttäuscht oder gar gebrochen wird? Große Wut und Leid folgt einer solchen Erfahrung. Die meisten großen Theaterwerke handeln davon.

Und die Bibel, die Geschichte Gottes mit den Menschen, auch sie ist voll von der Liebe. Sie erzählt die ewig fortgeschriebene Geschichte des großen Gottes mit seinem Volk. Einem Gott also, der auch zürnt, wenn seine Liebe enttäuscht und gebrochen wird. Wenn er mit ansehen muss, wie die, die er liebt, der Finsternis entgegengehen.

Wenn dieser Herr also kommt, dann ist es wie mit einem Menschen,

der außer Landes ging: er rief seine Knechte

und vertraute ihnen sein Vermögen an;

Zunächst also eine Berufungsgeschichte, die sich lange bevor dieser Herr letztendlich wiederkommt ereignet, eine Berufungsgeschichte, die sich ereignet, bevor der Herr außer Landes geht.

Von Gott zum Dienst berufen zu werden, ist schon etwas Großes, etwas ganz Wunderbares ich habe es gerade sehr bewusst erlebt, als ich am Pfingstsonntag zur Laienpredigerin berufen worden bin. Doch wir alle sind in der Taufe berufen. Wer berufen ist, ist von Gott angenommen, und wer berufen ist, dem vertraut Gott etwas an.

Schauen wir genauer in das Gleichnis. Was wird den Knechten da eigentlich anvertraut?

dem einen gab er fünf Zentner Silber,

dem andern zwei,

dem dritten einen.

Zahlen in der Bibel haben immer eine Bedeutung, hinter diesen Zahlen hier verbergen sich die Weisungen Gottes. So stehen die fünf Zentner Silber für die fünf Bücher Mose, der Torah, der Weisung Gottes für sein Volk. Die zwei Zentner Silber stehen für die zwei Tafeln mit den 10 Geboten, die Mose dem Volk als Weisung Gottes übergibt. Und in dem einen Zentner Silber vertraut Gott selbst sich schließlich diesem Knecht an. Wir könnten vermuten, dass dieses Bild dafür steht, wie Gott selbst sich in Jesus Christus als lebendiges Beispiel für diese Welt gibt.

Mit diesem Beispiel oder mit diesen Weisungen sollen die Knechte oder sollen wir nun leben, denn wenn mir etwas Großes anvertraut ist, wofür ich nun Verantwortung trage, so bestimmt das eben mein Leben. Denken wir daran, wenn in einer Familie das erste Kind geboren wird, sofort ändert sich der Lebensstil dieser jungen Familie grundlegend. Es ist undenkbar, so weiter zu leben als bisher, als gäbe es diesen kleinen Erdenbewohner nicht, wofür man jetzt ein hohes Maß an Verantwortung trägt.

So ist es auch mit den Weisungen Gottes, wenn wir sie erst einmal bewusst annehmen oder besser gesagt, wenn sie uns erstmal ergriffen haben, dann verändern sie uns und unser Leben. Sie sind einfach nicht mehr weg zu denken und wir haben die Sehnsucht, für immer danach zu leben.

Weisungen Gottes, das klingt vielleicht etwas abstrakt, um danach wirklich Sehnsucht zu haben, aber als ich diese Verse von der Berufung der Knechte las, fiel mir dazu ein modernes Kirchenlied ein, was der Herr seinen Knechten gut hätte mit auf den Weg geben können:

Geh unter der Gnade,

geh mit Gottes Segen;

geh in seinen Frieden,

was auch immer du tust.

Geh unter der Gnade,

hör auf Gottes Worte

bleib in seiner Nähe,

ob du wachst oder ruhst.

Vielleicht können wir diesen kleinen Refrain einfach mal singen. Er steht in dem Heft „Wort Laute“ unter der Nummer 114. Wir singen ihn ein Mal.

Wenn wir so, unter diesem Wort der Liebe und der Geborgenheit als Knechte in dieser Welt leben sollen, während unser Herr außer Landes ist, werden wir dies im Vertrauen tun und mit der Gewissheit er kommt wieder.

Auch die Knechte in unserer Geschichte hatten die Gewissheit, er kommt wieder, deshalb handelten die beiden ersten mit ihren Schätzen und gewannen das Doppelte dazu.

Wenn wir nun mit den uns anvertrauten Weisungen handeln oder besser gesagt im Glauben leben, vermehrt sich unser Glaube dadurch nicht? Was ist zum Beispiel, wenn wir nicht jeden Zufall einfach nur als bloßen Zufall sehen, sondern wenn wir hinter dem, was uns widerfährt auch Gottes Handeln vermuten? Ja wenn wir versuchen, Gottes Spuren in unserem Leben zu entdecken. Oft ist es schwer und es gelingt wahrscheinlich nur selten, doch wenn wir hin und wieder Gottes liebende Nähe spüren, ist das Nahrung für unseren Glauben. Nur durch unser waches Hin-Spüren, kann er wachsen und auch Frucht für andere bringen. Denn unser Herr kennt keine Einzelkinder, er möchte, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen.

Wenn ich natürlich mit anderen zusammen unterwegs bin, ist das nicht immer einfach. Ich muss mit den anderen kommunizieren, mich mit ihnen beschäftigen, sie so akzeptieren wie sie sind. Es gibt Konflikte und Streit, manchmal ist es einfach nur anstrengend.

Sollte ich da nicht besser meinen Glauben einfach für mich behalten, ihn tief irgendwo vergraben?

Der dritte Knecht tut das, aus Angst vor seinem Knecht, aus Angst, mit dem ihm anvertrauten Gut handeln zu müssen. Vielleicht auch aus Angst, sich mit dem, was er da hat auseinandersetzen zu müssen. Denn er weiß genau, was sein Herr verlangt:

Er will dort ernten, wo er nicht gesät hat

und dort einsammeln, wo er nicht ausgestreut hat.

Er kennt seinen Herrn und als er zur Rede gestellt wird, hält er seinem Herrn genau dies vor. Eine solche Tendenz seines Herrn und damit die uralte Tendenz des wandernden Gottesvolkes, zu säen, wo man selbst nicht ernten wird oder umgekehrt, einzusammeln wo man selbst nicht ausgestreut hat, nein eine solche Tendenz unterstützt dieser Knecht ganz bewusst nicht.

Dabei ist es die Lebenshaltung, von der unser Glaube von je her lebt: Wir „lernen“ zu glauben von denen, die vor uns waren und geben den Glauben weiter, an die, die mit uns und nach uns leben. Das ist der ewige Lebensweg des Glaubens, das ist unser ewiger Lebensweg, woran unser Herr Freude haben wird, wenn er kommt.

Doch wer diesen ewigen Lebensweg nicht gehen will, wer ihn vergräbt, der Erde, von Alters her dem Reich das Todes übergibt, der bricht mit Gottes leidenschaftlicher Liebe , Gott leidet an ihm und letztendlich wird es finster um ihn wenn dieser Gott sich im Zorn verbirgt. Darum

Geh unter der Gnade,

geh mit Gottes Segen;

geh in seinen Frieden,

was auch immer du tust.

Geh unter der Gnade,

hör auf Gottes Worte

bleib in seiner Nähe,

ob du wachst oder ruhst.

Wir singen diesen kleinen Refrain noch ein Mal.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,

bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesu.

Amen.


Predigt zur Einsegnung Joh.14..........31.05.09

PFINGSTSONNTAG Johannes 14, 23-27

 

14,23 Jesus antwortete und sprach zu ihm:

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und

mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm

kommen und Wohnung bei ihm nehmen.

 

14,24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine

Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist

nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich

gesandt hat.

 

14,25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich

bei euch gewesen bin.

 

14,26 Aber der Tröster, der heilige Geist, den

mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird

euch alles lehren und euch an alles erinnern, was

ich euch gesagt habe.

 

14,27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden

gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt

gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich

nicht.

 

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

 

Liebe Gemeinde,

das war ein Auszug aus der sogenannten Barmer Theologischen Erklärung vom 31.Mai 1934. Sie entstand also heute vor 75 Jahren im dunkelsten Kapitel unserer deutschen Kirchengeschichte. Die Kirche wurde vom Staat beherrscht und unterwandert. Die enge Verwurzelung, die die christliche Kirche im Judentum hat, wurde übersehen, ja, man versuchte diese sogar auszuradieren und den Juden geschah furchtbares Leid. Die Barmer Theologische Erklärung ist eines der wenigen Zeugnisse kirchlichen Widerstandes in jener Zeit.

In der eben zitierten ersten These geht es um das eine Wort Gottes. Um das Wort Gottes geht es auch in unserem Predigttext. Jesus sagt: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. Die Liebe ist also Vorraussetzung für den Glauben. Liebe kann man nicht erlernen, auch in einer noch so fundierten theologischen Ausbildung nicht. Die Liebe und die Begeisterung für Gottes Wort muss ich mir schenken lassen, von Menschen, die mich begleiten und im Glauben stärken. Also in meinem Fall von vielen von Euch, die ihr heute Morgen hier sitzt und die ihr auf ganz unterschiedliche Weise meinen Weg bis hierher begleitet habt. Aber letztendlich ist die Liebe ein Geschenk von Gott selbst, nur durch seinen Heiligen Geist können wir ihn und sein Wort annehmen und lieben. Darum sind wir eigentlich an diesem Morgen hier zusammen und feiern Pfingsten.

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. Was ist das für ein Wort, das es da zu halten gilt? Jesus selbst sagt, es ist nicht mein Wort, es ist das Wort des Vaters. Das Wort also des Gottes Israels, das Wort, das schon Abraham galt, ihn in das Land der Verheißung führte. Das Wort, wovon es im Johannesprolog heißt, es war vor aller Zeit. Das Wort, das alles erschaffen hat. Ja, dieses Wort gilt, auch noch heute, und es lohnt sich, sich daran fest zu machen, es zu lieben. Denn es ist ein Wort, das von Anfang der Schöpfung an ins Leben ruft, es ist ein Wort, das grundsätzlich das Leben will und nicht den Tod. Ja, mehr noch, wo dieses Wort laut wird, hat der Tod keine Macht mehr. Wir denken da zum Beispiel an die Auferweckung des Lazarus oder an die drei Männer im feurigen Ofen. Das Wort Gottes ist also für die, die es annehmen und lieben das Lebenswort von dem Herrn des Lebens.

Wer diesen Herrn des Lebens eben nicht kennt und liebt, hört auch sein Lebenswort nicht und wenn er Macht hat, wird er zu verhindern versuchen, dass andere dieses Lebenswort hören. Dann ist es gut, etwas dagegen zu setzen, etwas wie die Barmer theologische Erklärung, die Grundsätze des Glaubens in einer Welt voller Irrtümer klar bekennt, allem Widerstand zum Trotz.

Damit das Wort Gottes jedoch für uns das Wort des Lebens oder das lebendige Wort bleibt, bedarf es der ständigen Erinnerung. Jesus erinnert seine Jünger in dieser Abschiedsrede an all das, was er ihnen bisher von seinem Vater, von unserem Vater erzählt hat. Schaut man sich die Bibel einmal genauer an, so wird man feststellen, dieses Buch lebt von der Erinnerung, der Erinnerung, die zur Hoffnung führt. Ein besonderes Beispiel sind hier die Psalmen. Zum Beispiel heißt es im Psalm 22 „Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.“ Da erinnert sich der Psalmist also daran, dass die Väter gehofft haben und ihnen geholfen worden ist. Durch diese Erinnerung gewinnt er selbst neue Hoffnung für sein Leben. Lebt Glaube nicht genau so bis heute?

Wir richten uns aus, an Menschen, deren Situation und Schicksal dem unseren gleicht; und wenn diese uns dann mit ihrem Glauben beeindrucken und prägen, so kann es sein, dass der Funke überspringt und wir schließlich das weitergeben, was wir empfangen haben. Nur darum feiern wir heute Morgen meine Einführung.

Es reicht also nicht aus, dass das lebendige Wort Gottes aufgeschrieben ist in einem Buch, das wir die Heilige Schrift nennen. Es muss von lebendigen Menschen vorgelesen, erzählt und gelebt werden. Dazu, so sagt es schon unser Text bedarf es des Trösters des Heiligen Geistes, der das Herz neu macht heute, an diesem Pfingsttag und wie ich hoffe an jedem neuen Tag, ganz gleich, wie grau er auch sein mag. Der Geist, der auch den Verstand erhält, dass wir froh und getrost durch das Leben gehen und einander halten, unterstützen und beleben können in allem, was uns widerfährt.

 

An dieser Stelle hören wir einen kleinen Kanon vom Kirchenchor.

 

Jesus gibt seinen Jüngern jedoch nicht nur die Zusage, dass er den Tröster, den Heiligen Geist senden wird, der dann für immer bei ihnen bleibt, er spricht auch vom Frieden. Er sagt im letzten Vers unseres Predigttextes:

 

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden

gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt

gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich

nicht.

 

Er spricht hier eigentlich von drei verschiedenen Arten des Friedens.

Gott hat in Jesus Christus, in seinem Leben, Sterben und Auferstehen den Bund des Friedens mit seinem Volk Israel erneuert. Diesen Friedensbeschluss lässt, hinterlässt oder überlässt Jesus ihnen, uns. Aber er gibt uns noch etwas dazu, er gibt uns ein Vertrauensverhältnis zu diesem Gott Israels dazu. Durch Jesus dürfen wir diesen Gott Vater nennen. Durch Jesus haben wir erfahren, dass dieser Gott sich für uns ganz klein macht, das er als Kind in diese Welt kommt. Wir haben erlebt und erleben es bis heute, dass er mitgeht. Damals in dem Mann aus Nazareth und heute, so glauben wir es, durch den Geist in anderen Menschen, die uns begegnen. Spüren wir so Gottes liebende Nähe, so erfüllt uns das mit einem tiefen, inneren Frieden, den die Welt uns niemals geben kann, denn dieser Friede ist stärker als diese Welt. Ja, er hat die Macht alle Schatten der Bedrohung dieser Welt, auch die Schatten des Todes kleiner werden zu lassen, so dass wir uns vor ihnen nicht mehr zu fürchten brauchen. Eine schwer herzkranke Frau hat mir vor ein paar Wochen noch gesagt, wenn sie ganz bewusst an Gott denkt, denn wird sie innerlich ganz warm und ruhig und frei von Angst. Wahrscheinlich ist genau das der Friede, den uns die Welt nicht geben kann, den uns eben nur Gott geben kann.

 

Und genau dieser Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,

bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu.

Amen.


Predigt zu Lukas 9............................15.03.09

Lk 09, 57-62

 

9,57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer

zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.

 

9,58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben

Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester;

aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt

hinlege.

 

9,59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir

nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, daß ich

zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.

 

9,60 Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Toten ihre

Toten begraben; du aber geh hin und verkündige

das Reich Gottes!

 

9,61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir

nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, daß ich Abschied

nehme von denen, die in meinem Haus sind.

 

9,62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand

an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht

geschickt für das Reich Gottes.

Liebe Gemeinde,

 

„Und als sie auf dem Wege waren,“ so beginnt unser heutiger Predigttext

Ich glaube, das Hauptmerkmal des Gottesvolkes ist, dass es aufbricht und auf dem Weg ist. Auf einem Weg in das gelobte Land.

 

Auch in unserer Geschichte sind sie also auf dem Weg. Jesus geht voran, der Menschensohn. Der Sohn steht in der Bibel immer für Zukunft. Jesu Weg weist also eindeutig in die Zukunft, eine Zukunft, die Jesus selbst mit Reich Gottes umschreibt. Denn da heißt es:

 

Du aber geh hin

und verkündige das Reich Gottes

 

Wir sollen also Zukunft verkünden, doch keiner von uns kann in die Zukunft blicken. Wie soll das also gehen? Eine Redewendung aus einem modernen Gesangbuchlied kann uns hier vielleicht weiter helfen. Hier heißt es:

 

Es wird sein in den letzten Tagen,

so hat es der Prophet gesehn,

da wird Gottes Berg überragen

alle anderen Berge und Höhn.

 

Also gibt uns das, was uns von Alters her verheißen ist, Auskunft darüber, was uns in Zukunft, wenn Gottes Reich anbricht, erwartet.

Blicken wir zurück: Schon Abraham wird zur Nachfolge gerufen. Er folgt diesem Ruf so wie es Jesus in unserer Geschichte fordert. Er bricht auf und ist auf dem Weg. Auf dem Weg in ein Land, das Gott ihm zeigt.

Auch Mose bricht mit den Israeliten auf und ist dann lange auf dem Weg in das gelobte Land, wohin Gott sie führt.

Die ganze biblische Geschichte erzählt davon, dass Menschen auf dem Weg sind.

Bis heute sind wir, wenn wir uns zu diesem wandernden Gottesvolk dazu zählen auf der Wanderschaft in das gelobte Land, in Gottes ewiges Reich. Ein Vers eines Paul Gerhardt Liedes macht das ganz gut deutlich. Hier heißt es:

 

Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand

der Himmel soll mir werden mein ewig Vaterland.

 

Oft vergessen wir das und richten uns im Hier und Jetzt so gut ein, dass wir gar nicht mehr aufbrechen wollen. Da ist es gut, wenn wir noch so beten können, wie es ein modernes geistliches Lied tut:

 

Komm in unser festes Haus,

der du nackt und ungeborgen.

Mach ein leichtes Zelt daraus,

das uns deckt kaum bis zum Morgen:

denn wer sicher wohnt, vergisst,

dass er auf dem Weg noch ist.

 

Und unser Gott kommt. Er ist in Jesus Christus auf dem Weg. Und er ruft zu Nachfolge, einer Nachfolge ohne jedes Zögern.

 

Als Jesus sozusagen verbietet, die Toten zu begraben, würden wir ihm gern widersprechen: Was ist mit einem Sterben in Würde? Ist es etwa Gottes Wille, dass wir die Alten abschieben und irgendwo in Heimen allein sterben lassen? Nein, ich denke für den Sterbenden als auch für den Weiterlebenden ist ein bewusster Abschied sehr wichtig. Und auch die Phase der Trauer und der Verarbeitung gehören zu unserem Erdenleben einfach dazu. Wie wichtig Trauer ist, sehen wir im Moment ganz besonders bei den Angehörigen der Opfer von Winnenden. Obwohl hier wohl noch eine gute Portion an Wut, Angst und Verzweiflung dabei ist.

 

Uns Menschen tut es gut, wenn wir zunächst eine Tätigkeit abschließen, bevor wir etwas Neues beginnen. Unsere Seele wird ruhiger, wenn wir erst von vertrauten Menschen Abschied nehmen, bevor wir aufbrechen zu neuen Wegen.

Wir können eigentlich nur linear, in zeitlichen Abfolgen denken und immer nur eine Sache nach der anderen erledigen. Das hängt mit dem irdischen Rhythmus von Tag und Nacht zusammen. Vom Anbeginn der Zeit sind wir es gewohnt, dass die Zeit vergeht, dass es Tag und Nacht und wieder Tag wird. Es entzieht sich unserer Vorstellungskraft, ohne diesen Zeitbegriff zu denken.

 

Doch wir feiern heute den Sonntag Okuli, einen Sonntag, der sich mit dem Sehen oder der richtigen Sichtweise beschäftigt.

 

Da ist nun jemand, den wir Sohn Gottes nennen, der eine ganz andere Sichtweise hat. Er selbst sagt an anderer Stelle, dass er vom Vater kommt und zum Vater zurückkehren wird. Er kennt also die Ewigkeit Gottes, eine Wirklichkeit, in der die Zeit aufgehoben ist. Eine Wirklichkeit, wo es das Abschiednehmen nicht mehr geben muss, weil der Abschied eben immer ein zeitliches Ende markiert und eben das ist in der Ewigkeit aufgehoben.

 

Mit unserem Verstand können wir das nicht begreifen. Doch vielleicht spüren wir manchmal, dass geliebte Menschen, von denen wir auf Erden Abschied nehmen mussten und die wir nun bei Gott wissen, noch in uns weiter leben. Wir erinnern uns an sie, wissen vielleicht, wie sie in der einen oder anderen Situation gehandelt hätten. Ich glaube, es ist gut, wenn wir solche Erinnerungen nicht verdrängen oder tabuisieren, sondern in unserem Herzen bewahren und mit ihnen leben, denn so wird alles Irdische auch der Tod, durchleuchtet vom Himmlischen. Leben wir so, dann brauchen wir nicht an Gräbern zu verharren oder lange Abschied zu nehmen.

Wir können aufbrechen mit Jesus, aufbrechen mit dem Gottesvolk, das von je her in die Zukunft blickt und nicht zurück. In eine Zukunft, auf die hin es sich zu leben lohnt und eine Zukunft die es gilt zu verkündigen. Denn sie ist das Reich Gottes. Es ist das ewige Leben, das existiert trotz des Todes dieser Welt. Eine wunderbare Hoffnung, die zum Leben führt.

 

 

 


Predigt zu Markus 8..........................22.02.09

Mk 08, 31-38

8,31 Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn

muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten

und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet

werden und nach drei Tagen auferstehen.

 

8,32 Und er redete das Wort frei und offen. Und

Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.

 

8,33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger

an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von

mir, Satan! denn du meinst nicht, was göttlich,

sondern was menschlich ist.

 

8,34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen

Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen

will, der verleugne sich selbst und nehme sein

Kreuz auf sich und folge mir nach.

 

8,35 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's

verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen

und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten.

 

8,36 Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die

ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?

 

8,37 Denn was kann der Mensch geben, womit er

seine Seele auslöse?

 

8,38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt

unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht,

dessen wird sich auch der Menschensohn schämen,

wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines

Vaters mit den heiligen Engeln.

Liebe Gemeinde,

 

Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. So ruft es uns unser Wochenspruch für diese Woche zu und läutet damit unmissverständlich die Passionszeit ein. Heute, morgen und übermorgen wird zwar noch vielerorts sehr ausgelassen Fasching gefeiert, aber am Aschermittwoch ist dann alles vorbei und bereits Donnerstag machen wir uns in der ersten Passionsandacht mit Jesus auf den Weg nach Golgatha.

 

Möchten wir das eigentlich? Das Kirchenjahr schreibt es uns so vor und es ist gut so. Petrus wollte eindeutig nicht, dass sein Herr diesen Weg ging.Für ihn bricht da eine Welt zusammen. Der, den er für den Messias hält, kündigt nun sein Leiden und Sterben an. Das darf doch einfach nicht wahr sein. (ich unterstelle dem Petrus einfach mal, dass er glatt überhört hat, dass Jesus in diesem Satz auch angekündigt hat, das er nach drei Tagen auferstehen werde) Er nimmt ihn beiseite und fängt an, ihm zu wehren.

 

Doch Jesus weist ihn schroff zurecht: Geh weg von mir, Satan! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Der göttliche Heilsplan für diese Welt ist also der, dass der Menschensohn leidet, stirbt und nach drei Tagen aufersteht. Dieses Ziel hat Jesus vor Augen, wenn er seinen Leidensweg ankündigt und geht, und dieses Ziel das Ostern heißt haben wir im Blick, wenn wir uns auf diese Passionszeit einlassen.

 

Jesus wendete sich von Petrus ab,er rief das Volk zu sich. Das Volk, das waren Juden, Menschen, die sich zum Volk Gottes, zu Israel zählten. Dem Volk, das Gott einst aus Ägypten geführt hatte und dem Volk, das an den Gott der Väter, an den Gott Abrahams glaubte.

 

Dieser Gott Abrahams ist derselbe Gott, der für uns in Jesus Christus Mensch wurde.

Es ist derselbe Gott, der Abraham zur Nachfolge gerufen hat, der in Jesus Christus nun da steht und zur Nachfolge ruft und dessen Geist uns bis heute ergreift und uns mit diesem wandernden Gottesvolk vereint. So sind auch wir heute noch aufgerufen zu wandern, ihm der voran geht zu folgen.

 

Dieser Gott in Jesus Christus stellt harte Forderungen an die Nachfolge, hier heißt es:

 

Wer mir nachfolgen will,

der verleugne sich selbst

und nehme sein Kreuz auf sich

und folge mir nach.

 

Eine Forderung, die in unseren Ohren fast unerfüllbar klingt. Sich selbst verleugnen, das eigene Ich ganz zurückstellen? Das fällt uns doch in dieser Ellenbogen-Gesellschaft, wo jeder in erster Linie auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ganz schön schwer. Und was ist gemeint mit dem Kreuz? Unsere eigene, ganz persönliche körperliche wie auch seelische Begrenztheit, die wir für die Dauer unseres Erdenlebens zu tragen und zu ertragen haben?

Beides zusammen genommen bedeutet eine Nachfolge, die die eigenen Grenzen akzeptieren und in den Hintergrund stellen kann, um den Blick frei zu haben für den, der voran geht und dem nachzufolgen es sich lohnt.

 

Schauen wir auf Abraham, wie war Gottes Forderung an Abraham?

In der wörtlichen Übersetzung des hebräischen Urtextes heißt es:

 

Geh für dich

weg von deinem Land

und von deiner Verwandtschaft

und von dem Hause deines Vaters

zu dem Land, das ich dir zeigen werde,

 

Eine ähnlich harte Forderung ergeht da an Abraham, er soll alles aufgeben, seinen bisherigen Lebensraum ganz zurück lassen. Geh für dich, heißt es da. Aber Abraham ist nicht allein, Sarah und Lot gehen mit, aber er weiß, dass vor allem Gott mit ihm geht, ja vor ihm her geht, um ihm das Land zu zeigen, in das er gehen soll. Denn um jemandem etwas zu zeigen, muss ich vor ihm hergehen.

 

Etwas von diesem uneingeschränkten Gottvertrauen des Abraham wünschte ich mir manchmal, dann fielen mir manche schweren Entscheidungen, meines Lebens sehr viel leichter.

 

Abraham verlässt also seinen bisherigen Lebensraum. Auch in unserer Geschichte geht es um Lebensräume oder besser gesagt, um das Leben.Jesus sagt:

 

wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren;

und wer sein Leben verliert

um meinetwillen und um des Evangeliums willen,

der wird's erhalten.

 

Ist das nicht genau das, was Abraham durchlebt? Wäre er in seinem Land, seinem Lebensraum geblieben, so hätte er keine Zukunft gehabt, er wäre irgendwann bedeutungslos gestorben. Erst dadurch, dass er dem Wort Gottes vertraut und aufbricht, dadurch sein bisheriges Leben verliert, bekommt er neues Leben verheißen und geschenkt.

 

Auch wir verlieren vieles aus unserem bisherigen Leben, wenn wir dem Wort Gottes vertrauen und versuchen Jesus nachzufolgen. Da ist eben nicht mehr der Sonntag Vormittag zum Ausschlafen, Faulenzen oder für den Sport reserviert, sondern für den Gottesdienst und das Kirchcafé.

 

Oder mein Leben kreist plötzlich nicht mehr um meine Gesundheit oder Behinderung, sondern um Gottes Wort, das mein Leben ergriffen hat. Oft lässt es sich gar nicht so konkret sagen, was wir verlieren. Doch was wir gewinnen, das wissen wir. Es ist der Glaube, der Glaube an den, der mit uns geht und uns voran geht, der uns begleitet und uns entgegen kommt, wenn wir uns auf den Weg zu ihm machen. Dieser Glaube, der uns die Kraft gibt, jeden Tag wieder neu aufzustehen und der Welt zu stellen. Der uns vieles mit neuen Augen sehen lässt, der uns hoffen lasst, auch wenn alles hoffnungslos und der uns den Weg zum Leben führt.

 

Die ganze Welt werden wir nicht gewinnen, wenn wir im Glauben leben. Ganz im Gegenteil, wir werden auf Unverständnis und Ablehnung stoßen, und das sogar bei guten Freunden oder in der eigenen Familie. Zwar droht uns nicht mehr der Tod, wie den ersten Christen und es herrscht Religionsfreiheit in unserem Land, sodass es relativ unproblematisch ist ein christliches Leben zu führen. Doch es ist einfach „Out“ in die Kirche zu gehen, in unserer schnelllebigen Zeit wirkt es konservativ, sich auf den Ewigen zu verlassen.

 

Doch wollen wir eigentlich die ganze Welt gewinnen? Doch, schon, eigentlich ist das unsere große Hoffnung für die Vollendung dieser Welt, dass einst alle kommen von Ost, West, Nord und Süd und den einen Gott anbeten. Doch für die Vollendung dieser Welt ist Gott selbst zuständig, wir sind nur seine Arbeiter, die einen kleinen Teil von Gottes großem Ackerfeld zu beackern haben. Darum gilt uns das Jesuswort als Trost, das da heißt:

 

Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die

ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?

 

Schaden nehmen an seiner Seele heißt nach alter biblischer Tradition, getrennt sein von Gott und damit sein Leben bei Gott zu verlieren. Und dieses Leben bei Gott läßt sich nicht einfach zurückkaufen sagt Jesus, es ist immer geschenktes Leben. Ein großes Geschenk, das es zu bewahren gilt in den Wirren unseres Alltags.

 

Wenn wir diese Gewissheit im Glauben haben mit dem Leben beschenkt zu sein, dann brauchen wir uns der Worte Jesu nicht zu schämen, sondern dürfen uns freuen, wenn einst der Menschensohn wiederkommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.


Predigt zu Johannes 2.......................18.01.09

Joh 02, 1-11

 

2,1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana

in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.

 

2,2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur

Hochzeit geladen.

 

2,3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter

Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

 

2,4 Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an,

Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht

gekommen.

 

2,5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er

euch sagt, das tut.

 

2,6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge

für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und

in jeden gingen zwei oder drei Maße.

 

2,7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge

mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.

2,8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's

dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm.

 

2,9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete,

der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher

er kam - die Diener aber wußten's, die das Wasser

geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den

Bräutigam

 

2,10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst

den guten Wein und, wenn sie betrunken werden,

den geringeren; du aber hast den guten Wein bis

jetzt zurückbehalten.

 

2,11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat,

geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte

seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an

ihn.

 

2,12 Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum,

er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger,

und sie blieben nicht lange da.

Liebe Gemeinde,

 

eigentlich eine ganz klare Geschichte, diese Erzählung aus Kana. Da ist also eine Hochzeit, zu der sowohl Maria als auch Jesus und seine Jünger geladen sind. Es kommt zu einem kleinen Konflikt zwischen Mutter und Sohn. Ich unterstelle mal, wir kennen solche Konflikte alle sehr gut: Da will die Mutter, der Vater, der Partner etwas von uns oder hat eine Idee, was wir tun könnten und wir geben erstmal Kontra, Widerspruch - aber nach einiger Überlegung tun wir dann doch oft genau das, was uns vorgeschlagen wurde. So auch Jesus, zunächst weist er seine Mutter zurecht, doch dann kümmert er sich doch, verwandelt Wasser in Wein, so dass das Fest weiter gehen kann. Alle sind glücklich und "seine Jünger glaubten an ihn" so heißt es.

 

Eine wunderschöne harmonische und einfache Geschichte. Aber was will sie uns sagen, warum wurde sie über Jahrtausende überliefert, ist aufgenommen worden in den Kanon der Heiligen Schrift? Einem Buch, das von seiner ersten Seite bis zu seiner letzten die Liebesgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel beschreibt.

 

Auch die Verfasser des Neuen Testamentes waren Juden, Schreiber die die Geschichte Gottes mit seinem Volk fortgeschrieben haben. Menschen, die darüber Zeugnis abgaben, wie ihre Volksgeschichte mit dem kommen Jesu in diese Welt weiter ging. So haben wir es hier also mit einem Buch zu tun, das bis zum Rand voll ist von Hoffnung, von Heilserwartung.

 

So gesehen steht hinter diesem Bericht von dem harmonischen Fortgang eines irdischen Volksfestes sehr viel mehr als das Fazit, dass alle glücklich weiter feiern konnten, nur weil Jesus zugegen war und etwas Wasser in Wein verwandelt hat.

 

Nehmen wir zunächst einmal das Bild der Hochzeit, es ist ein zutiefst biblisches Bild. Da schreibt zum Beispiel der Seher Johannes:

 

Und ich sah die heilige Stadt,

das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen,

bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

 

Und erst vor ein paar Wochen, so kommt es mir vor, haben wir gesungen: "Wachet auf ruft uns die Stimme" und haben gehört von zehn Jungfrauen, die sich auf eine Hochzeit vorbereiten. Hier heißt es:

 

Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen,

die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen.

Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.

 

Eine Hochzeit ist also das Bild vom Himmelreich. Ein Bild voller Hoffnung und Erwartung. Wahrscheinlich hat der Evangelist Johannes sehr bewusst dieses Bild großer Erwartungen gewählt für das erste öffentliche Auftreten Jesu. Denn der fromme Jude lebt in den großen Verheißungen um den Messias, er hat eine lebendige Hoffnung und eine tiefe Sehnsucht danach, diesem Gesalbten Gottes, diesem König Israels leibhaftig zu begegnen Eine Sehnsucht, die im Bild der erwartenden Hochzeit seinen Ausdruck findet.

 

Nun ist die erwartete Hochzeit da, Gott hat sich über sein Volk erbarmt, er hat Jesus Mensch werden lassen, wie er jeden von uns einmal hat Mensch werden lassen. Er hat Jesus Mensch werden lassen, weil es ihm um sein Volk jammerte, wie Luther es nennt.

 

Dieser Jesus, der zeigen soll, wie der Heilsplan Gottes für diese Welt ist, der tritt da nun zum ersten Mal auf und tut ein Zeichen. Ein Zeichen, das nicht etwa ganz konkret Menschen aus lebensbedrohlichen Notlagen rettet, wie wir es aus den Wundergeschich-ten kennen. Nein, es ist vielmehr ein Zeichen, das uns, wenn wir es recht entschlüsseln, die Gegenwart Gottes mitten in dieser Welt begreifen lässt.

 

Da kommt Gott in Jesus in diese Welt und aus Wasser wird Wein, ein Grund zum Feiern, weil sich hier Himmel und Erde berühren.

 

Wasser, wir erinnern uns, ein ganz und gar irdisches Element, das unsere Welt von Anfang an beherrschte:

 

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Und die Erde war wüst und leer,

und es war finster auf der Tiefe;

und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

 

Dieses Wasser lässt Jesus in Krüge füllen und es wandelt sich in Wein. Wein, ein Zeichen des Festes, ein Zeichen das durch unsere Abendmahlstradition auf das große, himmlische Freudenmal hinweist.

 

Das heißt, die himmlische Hoffnung, die Hoffnung auf den Messias wird durch Jesu Wirken in dieser Welt irdisch oder das irdische Element, das Wasser wird durch Jesu Wirken himmlisch.

 

Oder sehr viel konkreter: Dies alles geschieht ja zu Kana in Galiläa, also im ganz konkreten Lebensraum der Jünger damals. Dadurch, dass nun Jesus in diese Welt gekommen ist, wird eine himmlische Erwartung irdisch. Oder anders herum gesagt, diese Welt wird durch Gottes Wirken in Jesus Christus durchdrungen vom Himmlischen, von einer wunderbaren Hoffnung.

 

Das heißt, wir dürfen glauben, dass da mehr ist zwischen Himmel und Erde, als das was wir sehen können. Ja, dass aus Wasser Wein werden kann, wenn wir die Nähe Gottes inmitten unseres Alltags spüren. Wenn sich schwierige Konflikte durch gute Einfälle plötzlich lösen und wir wieder offen miteinander reden können. Oder wenn ich nach langer Trauer wieder singen kann, weil die Hoffnung des Glaubens mich getröstet hat.

 

Es sind oft nur kurze Augenblicke oder Momente, in denen wir das wahrnehmen können, dass da wirklich mehr ist, dass diese Welt durchdrungen ist vom Himmlischen, ja, dass da jemand ist, dessen Name heißt "Ich bin da"

 

Ich bin da, in allem, was Dir auf Erden geschieht.

Ich bin da, in allem Streit, den Du zu bestehen hast.

Ich bin da, in aller Traurigkeit, und Angst die Du durchleben musst

Ich bin da, wenn Du Wasser trinkst, dass es für Dich zum Wein wird.

Ich bin da, damit Du feiern kannst.

Ich werde da sein, wenn Du zu mir kommst, um Dich dann in die Arme zu schließen.

 

Das ist der Name unseres Gottes, des Gottes, der sein Volk aus Ägypten befreit hat und des Gottes, der in Jesus Christus Mensch geworden ist und des Gottes, dessen Geist diese Welt auch noch heute 2009 erfüllen und durchdringen möchte.

 

Ich wünsche uns für dieses neue Jahr, dass wir häufig solche Momente erleben, wo wir spüren, dass aus Wasser Wein wird und sich Himmel und Erde berühren. Bleiben Sie wachsam für diese Augenblicke.